Der Leistenbruch ist eine Krankheit, welche zu neunzig Prozent männliche Patienten betrifft. Eine weitere Bezeichnung der Erkrankung lautet Inguinalhernie und leitet sich von ihrer lateinischen Fachbezeichnung Hernia inguinalis ab. Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich bei einem Leistenbruch um die am häufigsten vorkommende Form eines Eingeweidebruches.
Ursachen
Die Ursachen für einen Leistenbruch unterscheiden sich, je nach seinem Auftreten im Kindesalter oder bei Erwachsenen. Bei männlichen Kindern treten Leistenbrüche vorwiegend als Folge einer Fehlentwicklung des Bauchfells und des auf Grund dieser Störung in die Bauchhöhle gewanderten Hodens auf. Diese Fehlbildung gilt als angeborener Leistenbruch, auch wenn er in vielen Fällen erst während der ersten Lebensmonate sichtbar wird. Bei erwachsenen Patienten entsteht der Leistenbruch hingegen am häufigsten als Folge einer Überlastung durch einseitiges Tragen übermäßig schwerer Lasten. Er ist jedoch nicht als Arbeitsunfall anerkannt, da der nach allgemeiner Auffassung schwere Arbeiten nur bei entsprechender Veranlagung einen Leistenbruch auslösen. Weitere mögliche Auslöser eines Leistenbruches im Erwachsenenalter sind chronischer Husten und eine chronische Verstopfung beziehungsweise das zu derer Überwindung erfolgende starke Pressen. Die seltenen Leistenbrüche weiblicher Patienten werden überwiegend während der Schwangerschaft ausgelöst.
Symptome
Bei Kindern bestehen die Symptome eines Leistenbruches aus Schwellungen in der Leiste und werden überwiegend von den Eltern beim Wickeln oder beim Waschen beziehungsweise Eincremen ihres Kindes entdeckt. Mit Schmerzen sind Leistenbrüche bei Kindern nicht verbunden. Im Erwachsenenalter sind die Schwellungen im Leistenbereich ertastbar und werden häufig von den betroffenen Patienten selbst entdeckt. In vielen Fällen löst ein vorhandener Leistenbruch bei hohen körperlichen Belastungen Schmerzen oder einen Hustenreiz aus. Anstelle einer Schmerzwahrnehmung verspüren Erwachsene nach einem Leistenbruch überwiegend ein leichtes bis mittleres Druckgefühl. Als weitere Folge eines Leistenbruches kann ein leicht erkennbarer Hodenbruch auftreten, welcher als Schwellung des Hodensackes leicht feststellbar ist. Lediglich bei der Sonderform eines eingeklemmten Leistenbruches treten starke Schmerzen auf.
Diagnose
Die Grundlage einer Diagnose ist der Verdacht auf einen Leistenbruch durch die Selbstuntersuchung des Patienten sowie durch für Leistenbrüche typische Druckstellen. Eine endgültige Gewissheit liefern die bildgebenden Verfahren MRT und Sonografie. Bei diesen Verfahren sind zwar die meisten Leistenbrüche erkennbar, in einigen Fällen liefern sie jedoch keine eindeutige Diagnose. Aus diesem Grunde wird ein Leistenbruch auch diagnostiziert, wenn der Befund der Verfahren MRT und Sonografie nicht eindeutig auf einen solchen hinweist und die Symptome bestehen. Besonders im Liegen rückläufige Schmerzen bei Hebevorgängen und körperlicher Beanspruchung stützen unabhängig vom Ergebnis der Sonografie oder der MRT die Diagnose eines Leistenbruches.
Therapie
Sofern bei einem konkret diagnostizierten Leistenbruch keine inneren Organe eingeklemmt sind, verschieben Patienten häufig den Beginn der Therapie. Eine Abheilung des Leistenbruches ohne Behandlung ist jedoch nicht möglich, vielmehr besteht ohne entsprechende Gegenmaßnahmen die Gefahr einer Vergrößerung des vorliegenden Bruches. Diese Vergrößerung kann jederzeit zu einer Einklemmung von Organen und damit zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen, so dass ein sofortiger Therapiebeginn nach der Diagnose eines Leistenbruches angezeigt ist. Als einzige Möglichkeit zur Heilung eines Leistenbruches existiert der operative Verschluss, wobei offene und minimalinvasive Verfahren zur Anwendung kommen. Bei offenen Operationsverfahren verschließt der Chirurg die Bruchpforte und verstärkt zugleich die Leistenkanalhinterwand.
Eine modernisierte Variante der offenen Operation eines Leistenbruches besteht in der Verwendung von Kunststoffnetzen zur Stützung der Leistenfunktion. Ein Leistenbruch bei Kindern wird in den meisten Fällen durch das Zurückschieben des ausgetretenen Inhaltes in den Bauchsack sowie ein anschließendes Verschließen des Bauchsackes operativ behandelt. Eine Verstärkung der Leistenwand ist nach im Kindesalter erlebten Leistenbrüchen nicht erforderlich. Bei einer minimalinvasiven Behandlung eines Leistenbruches legt der Chirurg über eine Bauchspiegelung ein Netz im Bauchraum an, diese Operation kann je nach Umfang des zu heilenden Leistenbruches mit kleinen Schnitten oder auch vollkommen schnittfrei durchgeführt werden. Zur Behandlung eines Leistenbruches bei Kindern erlaubt die minimalinvasiv Methode lediglich den Verschluss der Bruchpforte mittels einer Naht. In vielen Fällen erfolgt die Operation eines Leistenbruches heute ambulant, je nach Schwere kann ein kurzer Klinikaufenthalt sinnvoll sein.
Artikelbild: © grafvision / Shutterstock