In den Siebzigern bestimmten sie einen großen Teil des Straßenbildes: Die Schlaghosen waren vor allem in Hippie-Kreisen das „must have“. Ob ihr Name von dem Geräusch stammt, das durch das aneinander Schlagen der Hosenbeine beim Gehen entsteht, ist unbekannt, aber anzunehmen. In der englischen Sprache heißen sie „bell bottoms“ – abgeleitet von der Glockenform. Schlaghosen sind an Hüfte, Oberbein und Knie schmal und eng anliegend, ab dem Knie werden sie im Verlauf immer weiter – ähnlich einem Trichter oder eben einer Glocke.
Von der Berufshose zum Symbol der Hippie-Bewegung: Die Geschichte der Schlaghose
Ursprünglich wurden Schlaghosen gefertigt, um dem Zimmermann oder Matrosen als Dienstkleidung zu dienen. Beim Zimmermann sollten durch die glockenförmige Form der Hosenbeine Schuhe und Fußgelenke vor Schmutz und herabfallenden Holzspänen schützen, beim Matrosen vor Wasser. Erst Ende der sechziger Jahre schaffte die Schlaghose den Sprung in die Modeszene, in Amerika und auf der britischen Insel. Zu dieser Zeit waren hautenge Cordhosen und Hochwasserlängen voll im Trend – die Schlaghose bot da eine visuelle Alternative. Damit war der Hippie-Look geboren, bei Männern und Frauen gleichsam beliebt. Gerade bei Männern wurde die Silhouette durch die Glockenform weiblicher, was sehr gut zur sexuellen Revolution dieser Zeit passte – ergänzt durch lange Haare stand der Look bei Männern für freie Liebe, Sex & Drogen. Bilder des berühmtesten Festivals dieser Zeit, dem „Woodstock“, zeugen von dem Uniform-Status der Schlaghose in dieser Bewegung. Nicht selten wurden die Hosen in diesen Jahren mit der sogenannten „Kellerfalte“ ausgestattet, die mittels eines Kettchen zusammengehalten wurde.
Gegen Anfang der achtziger Jahre verschwand die Schlaghose jedoch wieder aus den Kleiderschränken. Ein Revival gab es erst in den neunziger Jahren, in denen die Technoszene den Look wieder für sich entdeckte. In dieser Zeit wurden jedoch Nylon-Materialien bevorzugt – glänzende Neon-Farben inklusive. Bei manchen Modellen begann der Schlag nicht erst am Knie, sondern schon am Gesäß.
Techno- und Retro-Look: Schlaghosen in der heutigen Zeit
Heutzutage existiert die Schlaghose nach wie vor als Berufsbekleidung – der Zimmermannszunft beispielsweise. Auf der Walz, der traditionellen Wanderschaft eines Gesellen, haben diese Hosen immer noch eine symbolische Bedeutung. Die Zimmermannskluft besteht aus schwarzer Cordhose mit Schlag und dazugehöriger Weste. Aber auch in der Technoszene ist die Schlaghose immer noch zu finden, heutzutage in den unterschiedlichsten Varianten: differenzierte Fußweiten, Hüfthöhen und Schlagansatz. Kult sind selbst genähte Einzelstücke aus Nylon, glänzendem Satin oder Baumwolle. Je farbiger, desto besser – sich beißende Kombinationen zum Beispiel von „pink-neongelb“ oder „grün-violett“ sind extrem „in“. Auf Retropartys finden sich noch die alten Stile der Schlaghose aus Cord – passend mit Cordjacke und Blümchen-Hemd. Mit Halstuch, Weste und Stirnband hat die Schlaghose ihren Weg auch wieder in die Mode gefunden – allerdings als gebrandmarkter Hippie-Stil am Rande.
Das Styling: Auch kleine Frauen können Schlaghosen tragen
Nicht jedem steht der Schlag. Diese Schnittform zaubert eine sehr weibliche Figur, da die Kurven der Frau betont werden. Wer zu korpulent ist, sollte darauf verzichten. In der Modewelt hält sich das Gerücht, dass nur große Frauen eine Schlaghose tragen können. Dabei spielt die Körpergröße keine Rolle: Es kommt vielmehr auf die Beinlänge an. Damen mit kurzen Beinen sollten die Schlaghose lieber meiden, alle anderen können ruhig zugreifen. Kombiniert mit engen kurzen Oberteilen bietet die Schlaghose einen ansehnlichen Kontrast in der Silhouette. Aber auch fließende Tuniken passen sehr gut dazu. Achtung: Das Oberteil darf nicht zu lang sein, da sonst die Proportionen zusammengeschoben werden. Bei der Länge der Hose darf es hingegen etwas mehr sein. „In“ ist, dass die Hosenbeine ein wenig zu lang sind und mit hohen Schuhen kombiniert werden. Flache Schuhe passen weniger, da dann der Stoff auf dem Boden schleift. Dieser Look ist nicht besonders stylish.
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