Es gibt zwei Zeiten in unserem Leben: die Arbeitszeit und die Freizeit. Letzteres ist für die meisten die schönere Zeit des Tages, dennoch ist sie deutlich spärlicher im Alltag gesät. Denn sowohl Beruf als auch andere organisatorischen Pflichten nehmen jeden von uns lang in Anspruch. Wirkliche Freizeit ist es nur dann, wenn die Zeit zur freien Verfügung steht. Sie ist ein rares Gut und rinnt uns manchmal durch die Finger. Mehr Zeit ist oft Wunschtraum, Freizeit erhebt sich zu einem wertvollen Gut. Für die einen ist Faulenzen Erholung pur, andere können auch in der Freizeit nicht still sitzen – sie gehen meist Hobbys nach, verreisen viel und unternehmen oft etwas mit der Familie. Leonardo da Vinci wusste schon wie viele seiner intellektuellen Zeitgenossen um die Kostbarkeit: „Die Zeit verweilt lange genug für denjenigen, der sie nutzen will“. Und das sollte jeder auch in der Freizeit tun.
Freizeit ist ein Luxusgut, dass sich erst mit der Überarbeitung entwickelte
Schon im antiken Griechenland wurde zwischen Arbeitszeit und Nichtarbeitszeit unterschieden. In den Genuss der Freizeit kam die Oberschicht jedoch mehr, als die für sie arbeitenden Sklaven. Ebenso wie bei den Römern wurde diese jedoch zum Wohle in der Gemeinschaft verbracht: Spiele und Feste waren die Lieblingsbeschäftigung. Erst die Industrialisierung brachte das heutige Verständnis von Freizeit hervor – durch den Verlust derselbigen: Bis zu 16 Stunden schufteten die Menschen in den Fabriken. Hallen und künstliches Licht machte das Arbeiten „rund um die Uhr“ möglich. Doch das dauerhafte Arbeiten ohne Erholungsphase machte die Menschen krank. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde daher der dauerhaften Schufterei Einhalt geboten. Der technische Fortschritt und auch die entstehenden Gewerkschaften der Arbeiterbewegung mit dem Kampf um den Achtstundentag taten ihr Übriges. Erst dieser deutliche Wechsel von Arbeits- und Nichtarbeitszeit prägte das heutige Freizeitverständnis.
Nach dem Ersten Weltkrieg konnte jedoch erst diese neu gewonnene Zeit genutzt werden. In den Goldenen Zwanziger wurde dem Vergnügen gefrönt, ein neuer Industriezweig entstand, Zeit für erste Massenmedien war nun möglich. Im Nationalsozialismus wurde die Freizeit zum größten Teil unter staatliche Kontrolle gestellt und nach dem Zweiten Weltkrieg galt die Aufmerksamkeit dem Wiederaufbau. Die Freizeit, die wir heute als diese kennen, entstand erst in den Fünfziger Jahren, als die Fünf-Tage- und die 40-Stunden-Woche eingeführt wurden. Spätestens jetzt wurde Freizeit zum Wirtschaftsgut.
Massenmedien sind die beliebtesten Freizeitbeschäftigungen
Trotz allem Luxus, unsere freie Zeit schrumpft wieder zusammen, wie die Stiftung für Zukunftsfragen im Sommer 2013 in ihrem regelmäßig erstellten „Freizeitmonitor“ feststellte. Lediglich drei Stunden und 49 Minuten bleiben mit durchschnittlichen Deutschen pro Werktag zur freien Verfügung – 14 Minuten weniger als noch 2010. Je älter, desto mehr Zeit steht uns dabei zur Verfügung: Ruheständler können über fünf Stunden pro Werktat nur für sich nutzen, junge Erwachsene hingegen nur drei Stunden und 56 Minuten. Singles haben mehr Zeit als Paare und am Ende der Liste sind Familien mit Kindern, die mit lediglich zwei Stunden und 47 Minuten die wenigste Zeit für sich zur freien Verfügung haben.
Ganz oben auf der Liste steht dabei Fernsehen, gefolgt von Telefonieren, Radio hören, Zeitung lesen und Gedanken nachgehen. Zeit mit der Familie schafft es nur auf Platz sechs, Zeit mit Partner sogar nur auf Platz neun. Erstaunlich jedoch ist: Das Internet findet sich erst auf 16 kurz hinter „nichts tun“. Die Deutschen sind also auch in der Freizeit ein aktives Volk. Hobbys haben die meisten von uns:Wir verreisen, wir kochen, wir gehen ins Kino, wir Heimwerken – getreu dem Motto des deutschen Schriftstellers Erhard Blanck: „Es gibt so viel in unserer Freizeit zu tun, dass wir keine Frei-Zeit mehr haben.“
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