Der Kinderarzt arbeitet im Bereich der Pädiatrie, was sich vom griechischen Wort „paidiatriké“ ableitet („pais“ = Kind, „iatros“ = Arzt, „techné“ = (Kunst)Fertigkeit) und wortwörtlich die „kinderärztliche Kunst“ bedeutet. Der Kinderarzt befasst sich in seiner Behandlung mit allen Teilgebieten der klinischen Medizin, vor allem mit der präventiven Medizin. In keinem anderen Lebensabschnitt verändert der Mensch sich so rapide, wie im Kindesalter, daher ist eine regelmäßige Vorsorge bei Kindern besonders wichtig. Auch die Impfung spielt dabei eine große Rolle und gilt als gesundheitlicher Wegbereiter. Ohne sie würden heute viele Menschen das Kindesalter nicht überleben.
Fachgebiet Pädiatrie
Das Fachgebiet der Pädiatrie ist breit gefächert. Auch hier können Schwerpunkte gewählt werden, dennoch erfüllt der Kinderarzt eines der umfangreichsten Fächer der Medizin. Dazu gehören Kenntnisse im Bereich der Kinderhämatologie und Kinderonkologie, das heißt der Blut- und Krebserkrankungen bei Kindern. Des Weiteren die Kinderkardiologie, die sich mit der Diagnose und Behandlung von Herzfehlern (angeboren oder erworben) sowie Herzrhythmusstörungen und Herzmuskelerkrankungen befasst. Dazu kommen die Neonatologie, die Versorgung von Frühgeborenen und die Neuropädiatrie, die Behandlung des frühkindlichen Nervensystems.
Außerdem gibt es in der Kindermedizin natürlich auch Fachärzte für die Kinderorthopädie (bei Erkrankungen des Haltungs- und Bewegungsapparats), Endokrinologie (Behandlung des kindlichen Hormonsystems), Diabetologie (bei zuckerkranken Kindern), Gastroenterologie (bei Verdauungsproblemen), Nephrologie (bei Nierenerkrankungen), Pneumologie (Behandlung von Lungenerkrankungen), Rheumatologie (Behandlung von entzündlichen Krankheiten des Bewegungssystems), Sozialpädiatrie (Betreuung von entwicklungsgestörten Kindern) und Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Wie werde ich eigentlich Kinderarzt?
Auch der Kinderarzt ist ein Facharzt, dessen Weiterbildung auf einem Medizinstudium basiert. Diese Weiterbildungszeit ist in etwa auf fünf Jahre angelegt. Davon dürfen maximal sechs Monate in einem fachfremden Gebiet absolviert werden, maximal zwölf in der Kinderchirurgie und Kinder- und Jugendpsychiatrie. Der Rest muss unter der Aufsicht von zur Weiterbildung ermächtigten Kinderärzten abgelegt werden. Innerhalb dieser Zeit müssen ganz bestimmte Ausbildungsinhalte absolviert werden, die von der Ärztekammer festgelegt worden sind. Abschließend muss der angehende Kinderarzt noch eine mündliche Prüfung vor der zuständigen Landesärztekammer ablegen, die dann auch die Facharztberechtigung erstellt.
Geschichte der Pädiatrie
Zur Behandlung von Kinderkrankheiten ist nur aus wenigen Hochkulturen etwas bekannt, wie zum Beispiel dem alten Ägypten. Hier gibt es einige Papyrus-Schriften, die Zeugnisse solcher Behandlungen abliefern. Auch altindische Schriften aus dem 6. Jahrhundert vor Christus beschreiben ausführlich, wie Säuglinge gepflegt werden sollten. Der griechische Arzt Hippokrates hat in etwa 200 Thesen zum Thema Kinderheilkunde hinterlassen. Aristoteles befasste sich mit dem plötzlichen Kindstod und Soranus von Ephesus verfasste ein Buch über die Gynäkologie, das jedoch 23 Kapitel über Säuglinge enthielt (Pflege, Ernährung, Krankheiten).
Auch im Mittelalter befasste man sich mit der Kinderheilkunde, hier entstanden auch die ersten Maßnahmen, Findelkindern eine Obhut zu bieten. Hier konnten auch Schwangere ihre Kinder gebären, wenn sie diese nach der Geburt nicht behalten wollten. Dort wurden sie bis zum siebten Lebensjahr aufgezogen. Mit der sich entwickelnden Einstellung, dass Kinder Kinder sind und keine „kleinen Erwachsene“, stellte man auch fest, dass Kinder auf Krankheiten und Behandlungen anders reagieren. Somit entwickelte sich die Pädiatrie in großen Schritten weiter und wurde ein eigener Fachbereich. Mit der Entdeckung von antibiotischen Medikamenten wie Penicillin sank die Sterberate bei kleinen Kindern weiterhin.
Kinderärzte in Deutschland
In Deutschland gibt es den Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, dem zirka 12.000 Fachärzte angehören. Dieser Verband will für eine Chancengleichheit und eine bestmögliche Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Deutschland sorgen. Dazu gehören die Bewahrung der Kinderrechte und das Recht der Kinder auf körperliche und seelische Unversehrtheit. Der BVKJ sorgt auch für eine angemessene und aktuelle Ausbildungsgrundlage von Kinder- und Jugendärzten und hilft ihnen bei der praktischen Durchführung ihres Jobs. Der Verband teilt sich auf 17 Landesverbände auf, die auf regionaler Ebene agieren. Dort wird der Verband durch Obleute vertreten, oberstes Organ ist der Bundesvorstand.
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