Ein Neurologe ist Facharzt der Neurologie. Das Wort setzt sich aus den griechischen Wörtern „neuron“ (Nerv) und „logia“ (Wissenschaft) zusammen und beschreibt somit die Lehre vom Nervensystem. Neurologie ist häufig psychosomatisch und eng mit der Psychiatrie verbunden. Die Arbeitsbereiche des Neurologen sind das zentrale Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) inklusive umgebende Strukturen und Blutgefäße und auch das periphere Nervensystem inklusive Muskulatur und Verbindungsstrukturen.
Fachgebiet Neurologie
Der Neurologe arbeitet hauptsächlich im klinischen Bereich und befolgt folgende Arbeitsschritte: Zunächst durchläuft er mit seinem Patienten die so genannte Anamnese, das heißt, der Patient schildert seine Symptome und der Arzt erfragt zusätzliche persönliche Informationen wie das Alter und bestimmte Gewohnheiten (Raucher/Nichtraucher, viel Alkohol/wenig Alkohol etc.), danach erfolgt eine körperliche Untersuchung. Nach der Untersuchung spricht der Neurologe einen Befund aus und stellt seine Diagnose, auf die eine angemessene Behandlung erfolgt. Manche Formulierungen orientiere sich an dieser Stelle an dem „Prinzip der sechs W“, die der Neurologe Mummenthaler formuliert hat.
Diese lauten:
- Wie kam es zu der Erkrankung?
- Was stellt man fest?
- Wo sitzt die Läsion, die das Symptom bewirken könnte?
- Warum erkrankt der Patient?
- Wohin führt der Krankheitsprozess?
- Wie / Womit behandelt man?
Wie werde ich eigentlich Neurologe?
Um Neurologe zu werden, muss man zunächst ein reguläres Medizinstudium abschließen. Anschließend erfolgt wie bei jedem Facharzt, eine Weiterbildung, die im Falle eines Neurologen in der Regel fünf Jahre dauert. Hier spezialisiert man sich auf neurologische Erkrankungen und arbeitet in einer neurologischen Klinik, in der Psychiatrie und in der Intensivmedizin. Um die Weiterbildung abzuschließen, muss man eine Facharztprüfung bestehen. Die Arbeit in der neurologischen Klinik muss 24 Monate auf stationärer Basis umfassen, weitere 12 Monate die psychiatrische Ausbildung und sechs Monate die Arbeit in der Intensivmedizin. Außerdem muss sich der angehende Neurologe in folgenden Fächern weiterbilden: Innere Medizin, Allgemeinmedizin, Neurochirurgie, Neuropathologie, Neuroradiologie und Psychosomatische Medizin. Die Ausbildung vor dem Staatsexamen und die Approbation umfasst ein praktisches Jahr, vier Monate Famulatur in einer Klinik und drei Monate Pflegepraktikum.
Geschichte der Neurologie
Die Neurologie findet ihren Ursprung in der Hirnforschung, die bereits in der Antike stattgefunden hat. Hier entstand der Gedanke, dass kognitive Fähigkeiten ihren Sitz im Gehirn haben. Diese Forschung blieb aber bis zum Ende des Mittelalters ziemlich unbekannt, da pathologische körperliche Untersuchungen von der Kirche untersagt wurden. Erst in der Renaissance fand diese Theorie mit vermehrt auftretenden Autopsien und Forschung am Gehirn wieder Anklang. Unser heutiger Wissensstand hat sich grundlegend in der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt, als eine systematische Erforschung des Gehirns an Tieren vorgenommen worden ist. Auch Kranke und Verletzte wurden dazu genutzt.
Heute stehen dafür Methoden zur Verfügung, die es erlauben, auch Experimente an gesunden Probanden zu machen und so zu weiteren Erkenntnissen zu gelangen. Natürlich kann die Neurologie nicht alleine betrachtet werden, sondern muss immer als Teil des großen Ganzen angesehen werden, so wie es die Nähe zur Psychiatrie zeigt. Dennoch ist die reine Neurologie eine rein biologische Wissenschaft, die die Motorik und Sensorik des Körpers beschreibt.
Neurologie in Deutschland
Durch das steigende Durchschnittsalter der deutschen Bevölkerung steigt auch das Risiko an Krankheiten wie Schlaganfall und Demenz, die in den Tätigkeitsbereich des Neurologen fallen. Außerdem steigt der Bedarf an Neurologen, da immer mehr Krankheiten des Nervensystems erfolgreich behandelt werden können. Die Rolle und Bedeutung der Neurologen wächst also. Im Jahr 2008 haben zirka In Deutschland 4000 Fachärzte für Neurologie gearbeitet, zwei Drittel davon im stationären Bereich. Damit hat sich die Anzahl der Neurologen in den letzten 15 Jahren (von 2008) verdreifacht – auch der Frauenanteil ist um fast 35% gestiegen. Insgesamt gibt es in etwa 449 neurologische Kliniken in Deutschland, davon sind die meisten Akutkliniken, danach Rehabilitationskliniken, danach Fachkliniken und das Schlusslicht bilden die Unikliniken.
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