Das Wort Psychiater stammt aus dem Griechischen und setzt sich aus den Begriffen „psyche“ (Seele) und „iatros“ (Arzt) zusammen, bezeichnet also wortwörtlich einen „Seelenarzt“. Diese Bezeichnung beschreibt die Tätigkeiten des Psychiaters sehr gut, da er sich nicht, wie zum Beispiel der Hausarzt mit körperlichen Gebrechen auseinandersetzt, sondern in das Seelenleben seines Patienten schaut und versucht psychische Probleme zu lösen.
Fachgebiet Psychiatrie
Das Aufgabengebiet eines Psychiaters ist die Psychiatrie. Dieses Fachgebiet ist eng verbunden mit der Psychotherapie und beinhaltet Teile der Psychotherapeutik, Psychosomatik und Neurologie. Der Psychiater fungiert als Arzt – kann also auch, im Gegensatz zu so genannten Psychologischen Psychotherapeuten, Medikamente verschreiben, also körperliche Erkrankungen diagnostizieren, die sich psychisch darstellen. Die Aufgabe eines Psychiaters ist es, psychische und psychosomatische Erkrankungen (gerne auch Störungen genannt) zu erkennen, zu behandeln und im Idealfall zu heilen. Egal ob die Krankheiten einen somatischen (körperlichen) oder psychischen (seelischen) Ursprung haben, behandelt der Psychiater die Krankheiten, die sich auf die Psyche des Menschen auswirken.
Wie wird man Psychiater?
Um Psychiater zu werden, muss man in Deutschland nach dem Abitur ein reguläres Medizinstudium abschließen. Um anschließend Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie zu werden, muss man eine mindestens fünfjährige Weiterbildung absolvieren, die aus einer Musterweiterbildungsordnung der Bundesärztekammer besteht. Die Inhalte dieser Ausbildung sind vorgeschrieben und umfassen folgendes Programm: zweijährige Arbeit in der Patientenversorgung auf Psychiatrischer und Psychotherapeutischer Ebene, einjährige Arbeit in der Neurologie und weitere zwei Jahre in der Schwerpunktbildung Forensische Psychiatrie und Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Auch die Arbeit in der Neurochirurgie, Neuropathologie, Inneren Medizin und Allgemeinmedizin kann angerechnet werden, allerdings nur sechs Monate. Damit ist es jedoch noch nicht getan. Der angehende Psychiater muss außerdem einige überwachte und dokumentierte Untersuchungen nachweisen, an Seminaren Teilnehmen, Gutachten erstellen und über Patientenfälle (anonym) berichten und referieren. Erst nach insgesamt etwa 650 Stunden Arbeit in den unterschiedlichen Bereichen darf die Ausbildung zum Facharzt erteilt werden.
Geschichte der Psychiatrie
Die Psychiatrie als anerkanntes Fachgebiet der Medizin hat im Gegensatz zu anderen Fachbereichen eine relativ kurze Geschichte. Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts, im Einklang mit der ideengeschichtlichen Entwicklung der Aufklärung entwickelte sich der Mensch in dem Sinne, wie wir ihn heute kennen. Unabhängig von Herkunft und gesellschaftlicher Stellung begann man, sich für den Menschen als empfindendes, leidendes und vor allem fühlendes Subjekt zu interessieren. Der Mensch wurde als ein Ganzes betrachtet. Zuvor galt er eher als Objekt und Krankheiten wurden rein somatisch diagnostiziert und behandelt. Der Aderlass zum Beispiel war lange Zeit eine gängige Behandlungsmethode, die zum Beispiel auch für die Behandlung von Wahnsinn genutzt wurde.
Wahnsinn als Oberbegriff für nicht diagnostizierbare, psychisch bedingte Krankheiten, die sich im Verhalten des Patienten widergespiegelt haben. Bekannte Vorreiter der Psychiatrie wie wir sie heute kennen sind William Battie, der als einer der ersten Psychiater gilt, Franz Joseph Gall, der das Gehirn als Zentrum mentaler Prozesse betitelte und Sigmund Freud, Entwickler der Psychoanalyse. Sigmund Freuds Psychoanalyse ist der heutigen Praxis sehr nahe, da dabei vor allem das Gespräch zwischen Arzt und Patient in den Vordergrund gestellt wurde, aus dem der Psychiater die Probleme des Patienten entnehmen und dann auch diagnostizieren konnte.
Psychiatrie in Deutschland
Psychiatrische Behandlungsmethoden haben längst ihren negativen Beigeschmack verloren. Galt es eine Zeit lang als peinlich oder ein Zeichen von Schwäche, dir Ursachen einiger Krankheitsbilder auf die psychische Belastung eines Menschen zu transferieren, hat die Psychiatrie heute einen anerkannten Stellenwert. Ihr Urteil wird sogar bei Gerichtsverfahren als Grundlage gewertet (forensische Psychiatrie).
Heute gibt es insgesamt zirka 30.000 fachärztlich ausgebildete Psychiater. Die Anzahl hat sich seit dem Jahre 2001 verdreifacht, zeigt also auch den Bedarf an dieser Arztgruppe. Der Psychiater hat vor allem in westlichen Ländern diese hoch angesehene Stellung. In anderen Ländern gibt es ähnliche Formen der Behandlung, die sich allerdings auf religiöse und kulturelle Hintergründe berufen, wie zum Beispiel der Schamane oder die Voodoo-Religion.
Weblinks
- Forum für Psychotherapie
- Psychiater finden in „das Örtliche“
- Neurologen und Psychiater im Netz
- Das Berufsbild des Psychiaters
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