Zur menschlichen Wirbelsäule gehören dreiundzwanzig Bandscheiben. Ein Bandscheibenvorfall kann bei jeder Bandscheibe auftreten, am häufigsten sind jedoch die Lendenwirbel betroffen. Deutlich seltener ereignen sich Bandscheibenvorfälle an den Halswirbeln und nur in wenigen Fällen an den Brustwirbeln. Der medizinische Fachbegriff Dikusprolaps wird selten verwendet.
Ursachen
Das akute Auftreten eines Bandscheibenvorfalls erfolgt häufig durch ruckartige Bewegungen oder Unfälle, es setzt jedoch so gut wie immer eine bereits vorhandene Vorschädigung der betroffenen Bandscheibe voraus. Eine der Hauptursachen von Bandscheibenvorfällen ist das Heben zu schwerer Lasten. Die deutliche Zunahme von Bandscheibenvorfällen seit der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts wird allgemein auf einen Bewegungsmangel durch die Zunahme sitzender Tätigkeiten bei fehlendem Ausgleichssport sowie auf das steigende Übergewicht der Bevölkerung zurückgeführt.
Des Weiteren erhöhen entsprechende Erbanlagen die Wahrscheinlichkeit, einen Bandscheibenvorfall zu erleiden. Auch eine Schwangerschaft erhöht das Risiko für einen Bandscheibenvorfall. Im konkreten Fall eines Bandscheibenvorfalls reißen zunächst die Membranen ein, welche die Bandscheibe im Wege der Diffusion mit Nährstoffen versorgen. Als Folge dieses Einreißens trocknet die Bandscheibe aus, woraufhin sie bei einer starken Belastung vorfällt und auf den Wirbelkanal oder die Nervenwurzel drückt. Die meisten an einem Bandscheibenvorfall leidenden Patienten sind vierzig Jahre oder älter, ein solcher kann aber auch bereits im Kindesalter auftreten.
Symptome
Nicht jeder Bandscheibenvorfall verursacht Symptome. Untersuchungen erkennen teilweise nicht bemerkte Bandscheibenvorfälle bei mehr als zwanzig Prozent der Probanden. Als wichtigstes Symptom treten bei einem Bandscheibenvorfall starke Schmerzen auf, welche in die Beine oder in die Arme ausstrahlen. Diese Schmerzen können sowohl durch den Druck auf die betroffenen Nerven als auch durch eine Immunreaktion ausgelöst werden. Weitere Symptome eines Bandscheibenvorfalles sind Taubheitsgefühle an der eingeklemmten Nervenwurzel und an weiteren Gliedmaßen.
In wenigen Fällen erfolgt bei einem Bandscheibenvorfall eine Beschädigung des Rückenmarks, wodurch es zu einer Querschnittslähmung ähnelnden Beschwerden kommt. Ebenfalls selten treten die Stuhlinkontinenz oder die Harninkontinenz sowie eine verringerte Sensibilität der Geschlechtsorgane (die sogenannte Reithosenanästhesie) auf. Dass die Schmerzen im Laufe der Zeit nachlassen, ist bei einem Bandscheibenvorfall ein Zeichen für einen ungünstigen Krankheitsverlauf, da in diesem Fall die den Schmerz leitenden Fasern unwiederherstellbar zersört sind.
Diagnose
Den ersten Schritt zur Diagnose eines Bandscheibenvorfalles bildet die Beschreibung der symptome durch den betroffenen Patienten. Wenn die Schmerzen nach dem Einnehmen einer Schonhaltung (Rückenschonhaltung) deutlich abnehmen, erhöht dieser Effekt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Bandscheibenvorfall vorliegt. Vergleichbare Verfahren sind das Kernig-Zeichen und das Lasègue-Zeichen. Beide Untersuchungsverfahren führen zu einem veränderten Schmerzempfinden bei bestimmten Dehnungsübungen und Körperbewegungen. Sie treten jedoch nicht ausschließlich bei Bandscheibenvorfällen, sondern auch bei weiteren Erkrankungen des Bewegungsapparates auf. Die sichere Diagnose eines Bandscheibenvorfalles erfolgt durch CT oder MRT als bildgebende Verfahren. Auf den entsprechenden Bildern erscheint der Bandscheibenvorfall als dunkle Vorwölbung innerhalb eines hellen Umfeldes.
Therapie
Eine operative Behandlung des Bandscheibenvorfalles ist immer erforderlich, wenn diese mit den einer Querschnittslähmung vergleichbaren Symptomen einhergeht. In allen anderen Fällen bevorzugen Ärzte zunehmend ohne operative Eingriffe auskommende Behandlungsmethoden. Hierbei sind zunächst die Schmerzen durch Medikamente zu bekämpfen, bis zu einer deutlichen Verringerung der Schmerzempfindung ist eine weitgehende Schonung der betroffenen Bandscheibe sinnvoll. Die Schonungsphase sollte jedoch bald durch Physiotherapie und einen vorsichtigen Muskelaufbau abgelöst werden.
Für die weiterhin auftretenden Schmerzen bieten sich Schmerzmedikamente ebenso wie Aufenthalte in einer Kältekammer an. Während die Kälte überwiegend auf die Schmerzen wirkt, wirkt eine Wärmetherapie auch direkt auf die beschädigte Bandscheibe; die meisten Reha-Kliniken wenden Moorbehandlungen an. Die Behandlung eines akuten Bandscheibenvorfalles geht idealerweise mit vorbeugenden Maßnahmen einher. Die entsprechende Therapie befasst sich mit der Vermeidung einseitiger Belastungen sowie mit der Notwendigkeit regelmäßiger Bewegungen. Selbst das Heben schwerer Lasten lässt sich erlernen, so dass es keinen negativen Einfluss auf die Bandscheibe bewirkt. Die alternative Heilkunde nutzt bei der Behandlung von Bandscheibenvorfällen auch die Chirotherapie und die Akupunktur. Beide Behandlungsformen wirken sich bei einem Bandscheibenvorfall tatsächlich lindernd aus.
Weblinks
httpv://www.youtube.com/watch?v=2qf5cPd44v0
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