Eine Erkrankung an Multipler Sklerose führt auf Grund ihres schubweisen Auftretens häufig zu Irritationen bei Mitmenschen, da die Erkrankung kaum bekannt ist, obgleich es sich bei ihr um die häufigste Störung des zentralen Nervensystems handelt. Es ist möglich, dass betroffene Patienten während eines Schubes auf den Rollstuhl angewiesen sind und außerhalb dieser Zeit nicht nur normal gehen können, sondern sogar zu sportlichen Leistungen fähig sind. Abweichend von der häufigeren schubweisen MS tritt bei einigen Patienten die primär progrediente Variante der Erkrankung auf, welche nicht in Schüben, sondern in einer sich kontinuierlich verschärfenden Weise verläuft.
Ursachen
Die genauen Ursachen der Multiplen Sklerose konnten bislang nicht festgestellt werden, die meisten Mediziner gehen von einer Überreaktion beziehungsweise Fehlsteuerung des Immunsystems aus. Einige Faktoren wie eine überstandene Virusinfektion und außergewöhnlich hoher Stress erhöhen bei Erkrankten die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Schubes, als Auslöser der Erkrankung bei gesunden Menschen sind sie jedoch auszuschließen. Auch eine Schwangerschaft erhöht das Schubrisiko.
Ein in der Kindheit wenig belastetes Immunsystem erhöht die Wahrscheinlichkeit einer späteren MS-Erkrankung deutlich. Auch wenn es sich bei MS nicht um eine klassische Erbkrankheit handelt, nimmt das Risiko der Erkrankung zu, wenn Eltern oder Großeltern an ihr litten. Des Weiteren nimmt die Erkrankungswahrscheinlichkeit durch einen Vitamin D-Mangel und durch starkes Rauchen zu. Am häufigsten treten Neuerkrankungen an Multipler Sklerose zwischen dem zwanzigsten und dem vierzigsten Jahr auf; Frauen sind von MS häufiger als Männer betroffen. Die einzelnen Symptome der Multiplen Sklerose werden durch Entzündungsherde im zentralen Nervensystem ausgelöst.
Symptome
Die Symptome einer Multiplen Sklerose hängen davon ab, welche Teile des Nervensystems von der Entzündung betroffen sind und können zwischen den einzelnen Schüben deutlich variieren. Häufige Symptome einer beginnenden MS-Erkrankung sind vorübergehende Sehstörungen wie die Eingrenzung des Sehfeldes oder ein kurzzeitiger Verlust der Sehschärfe. Weitere mögliche Symptome sind Taubheitsgefühle, welche überwiegend in den Armen, Händen, Beinen und Füßen auftreten. Ebenfalls häufig treten Ermüdungserscheinungen und Koordinierungsstörungen sowie Gelenkschmerzen auf.
Die entzündlichen Störungen der Gelenke können während eines MS-Schubes so stark werden, dass der betroffene Patient vorübergehend auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Bei der in Schüben verlaufenden häufigsten Variante der MS-Erkrankung bilden sich die Symptome im fortgeschrittenen Erkrankungsstadium nicht mehr vollständig zurück, so dass Patienten permanent unter einer gegenüber dem Zeitpunkt eines Schubes verminderten Einschränkung ihrer Bewegungsmöglichkeiten oder des Sehvermögens leiden. Die einzelnen Symptome der MS-Erkrankung können auch mit anderen Krankheiten verbunden sein und treten bei den meisten Patienten nur teilweise auf. Bei einem Teil der MS-Patienten sind Schübe mit weiteren Störungen wie Schluckbeschwerden, sexueller Unlust oder Impotenz und Artikulationsstörungen verbunden.
Diagnose
Das Lhermitte-Zeichen gilt als eine Nachweismethode für Entzündungen des Rückenmarks, allerdings nicht als eindeutiger Nachweis für das Vorliegen einer MS-Erkrankung. Hierbei handelt es sich um ein konkretes Schmerzempfinden bei einer vom Arzt durchgeführten standardisierten Kopfbewegung. Den ersten Ansatzpunkt für die Diagnose einer MS-Erkrankung liefert die Schilderung der Symptome durch den Patienten, wobei deren schubweises Auftreten den Verdacht auf Multiple Sklerose erhärtet. Bei der klinischen MS-Diagnose anhand der Bewertung der Symptome handelt es sich faktisch um eine Form der Ausschlussdiagnostik. Gemäß der geltenden Richtlinien (McDonald-Richtlinien) für die klinische Diagnose einer Multiplen Sklerose soll auf diese erst geschlossen werden, wenn die vorliegenden Symptome nicht anderweitig erklärbar sind.
Mittels der MRT lassen sich aktuell entzündete Stellen im Gehirn und Rückenmark ebenso wie auf frühere Entzündungen hinweisende Vernarbungen erkennen. Im Anschluss an eine Lumbalpunktion zur Entnahme von Untersuchungsmaterial aus dem Lendenwirbel lassen sich bei der überwiegenden Mehrheit der Patienten krankhafte Veränderungen im Nervenwasser beobachten. Die typischen Entzündungsmarker im Blut tragen hingegen nicht zu einer Verbesserung der MS-Diagnostik bei, da diese einerseits unspezifisch auf jede Art einer Entzündung hinweisen und ihr Vorkommen andererseits bei durch die Multiple Sklerose ausgelösten Entzündungsherden nicht immer signifikant erhöht ist.
Therapie
Das Ziel einer jeden MS-Therapie liegt nicht in der Heilung der Krankheit, da diese bislang nicht möglich ist, sondern in einer Linderung der Symptome. Am häufigsten wenden Ärzte während eines MS-Schubes die Entzündungen hemmende Glucocorticoide an. Eine vergleichbare Wirkung erzielt Methylprednisolon. Zur Dauerbehandlung von MS-Patienten empfiehlt sich die Gabe von Immunsuppressiva. Diese Medikamente verringern die Überfunktion des Immunsystems und damit die Wahrscheinlichkeit und die Stärke künftiger Schübe. Die mit einer Entzündung verbundenen Schmerzen werden mit geeigneten Schmerzmitteln bekämpft. Eine Begleitung der medikamentösen MS-Therapie durch eine Physiotherapie ist sinnvoll, damit die Patienten ihre Beweglichkeit auch während der Schubphasen weitgehend behalten. Die Akupunktur kann bei MS-Erkrankungen zur Schmerzlinderung ebenso wie zu einer Verringerung der mit einem Schub verbundenen körperlichen Einschränkungen beitragen.
Weblinks
- Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft Bundesverband e.V.
- Krankheitssymptome bei Multipler Sklerose
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