Basis der Tiefenpsychologie
Hört man den Begriff „Psychoanalyse“, verknüpft man dies sofort mit einem Namen – Siegmund Freud. Kein Wunder, denn der Wiener Neurologe begründete um 1890 eben diese psychologische Theorie. Im Bereich der Psychoanalyse dreht sich alles um die menschliche Seele. Bis heute wird die Psychoanalyse von Ärzten und Kliniken weiterentwickelt. Die heutige moderne Psychoanalyse wird durch einen theoretischen, therapeutischen und methodischen Puralismus gekennzeichnet.
Denkansätze der Psychoanalyse
Das Feld der Psychoanalyse ist ein sehr komplexes und für den Laien oftmals schwer zu durchschauen. Ein Leitgedanke der Psychoanalyse ist aber, dass davon ausgegangen wird das ein Kind negative Erfahrungen, wenn auch unbewusst, verdrängt. Da die kindliche Persönlichkeit nicht in der Lage ist Abwertung über einen längeren Zeitraum hinweg zu ertragen. In der Psychoanalyse geht man davon aus das der Patient, durch eine spätere Bewusstmachung der verdrängten negativen Gefühle, Heilung erfahren kann. Diese Bewusstmachung und die Verarbeitung beziehungsweise Aufarbeitung der Erlebnisse soll in einer Psychoanalyse schrittweise und unter Anleitung des Analytikers stattfinden. Nicht selten muss dann Trauerarbeit nachgeholt werden und alte Verhaltensmuster aufgebrochen und durch neue ersetzt werden.
Die Lehre der Psychoanalyse geht davon aus, dass unverarbeitete Anteile einer Lebensgeschichte die eigene Persönlichkeit einschränken und dazu führen das der Betroffene unangemessene Verhaltensmuster entwickelt. Nicht selten kommt es dann auch zu einer Art Wiederholungszwang. Das bedeutet der Betroffene stellt unverarbeitete Situationen unbewusst immer wieder her. Dies geschieht aus dem ebenfalls unbewussten Wunsch heraus, das Problem doch noch aufzulösen.
Auch auf das Thema „Depressionen“ hat die Psychoanalyse einen ganz eigenen Blickwinkel. In der Psychoanalyse geht man davon aus das Depressionen das Ergebnis von Beziehungsabbrüchen oder Beziehungsverlusten sind, die während der Kindheit stattgefunden haben aber zu diesem Zeitpunkt nicht betrauert werden konnten. Auch geht man davon aus, dass manche Depressionen erst dann aufbrechen können wenn ein „Verlust“ in der Gegenwart die alte Wunde, natürlich unbewusst, wieder aufgebrochen hat.
Die Bausteine der angewandten Psychoanalyse
Den Auftakt einer jeden psychoanalytischen Behandlung bildet das diagnostische Gespräch. Dies wird vom Therapeuten ganz bewusst als spontanes und unstrukturiertes Interview gestaltet. Bei diesem Gespräch kommt es weit weniger auf den Inhalt, sondern viel mehr auf den Beziehungsaspekt an. Durch das spontane, nicht durch den Therapeuten dirigierte Gespräch soll das Verhalten des Klienten Aufschluss über unbewusste Motivationen und psychodynamische Zusammenhänge geben.
Bei der klassischen Psychoanalyse liegt der Klient, während der Therapeut außerhalb seines Blickfelds sitzt. Dies geschieht deshalb so, da sich der Therapeut als Persönlichkeit im Hintergrund halten und der Klient in den Fokus gestellt werden soll. So fällt es dem jeweiligen Klienten leichter beispielsweise frühere Bezugspersonen auf den Therapeuten zu projizieren. Diese Projektion geschieht aber auf gar keinen Fall bewusst, sondern unbewusst. In Fachkreisen spricht man bei diesem Vorgang von Übertragung.
Die Übertragung ist der zentrale Baustein einer jeden Psychoanalyse. Es wird zudem in zwei Arten von Übertragung unterschieden. Zum einen gibt es die positive Übertragung, zum andern die negative Übertragung. Während bei der positiven Übertragung positive Anteile früherer Beziehungen auf den Therapeuten projiziert werden ist es bei der negativen Übertragung genau umgekehrt.
Bedeutung und Wirksamkeit der Psychoanalyse
Hauptsächlich spielt die Psychoanalyse im Bereich der Psychiatrie, Entwicklungsforschung, Psychotherapie und psychosomatischen Medizin eine Rolle. Die Psychoanalyse nimmt neben der Verhaltenstherapie eine wichtige Stellung in der ambulanten psychotherapeutischen Versorgung der Bevölkerung ein.
Wie oben schon angedeutet gründen sich einige Lehren im Bereich der Psychotherapie auf die Basis der Psychoanalyse. Die unterschiedlichen Therapien werden in Gruppen unterteilt. Ausschlaggebend für die Einteilung sind zum Beispiel die Dauer der Behandlung und das methodische Vorgehen. Besonders gute Ergebnisse liefert die psychodynamische Kurzzeitpsychotherapie. Sie kommt insbesondere bei Substanzmissbrauch, Persönlichkeitsstörungen, Depressionen, Angst- und Essstörungen zum Einsatz und beinhaltet auch Bausteine der Psychoanalyse. Die psychodynamische Kurzzeitpsychotherapie ist neben der kognitiven Verhaltenstherapie die am besten evaluierte Therapieform.
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