Die Hypnotherapie ist eine Therapieform, bei der mittels Trance und Suggestionen Heilungs- und Lernprozesse ausgelöst werden. Entgegen der ersten Annahme, die zumeist auf das Erleben von Show-Hypnosen zurückzuführen ist, wird diese Therapie nicht angewandt, um dem Patienten ungewollte Verhaltensformen „einzuprogrammieren“. Hypnotherapie basiert auf Freiwilligkeit. In verschiedenen Trainings können auch Entspannungsübungen als eine Form der Selbsthypnotherapie angesehen werden. Die Behandlung ist in ihrer Wirksamkeit anerkannt.
Entwicklung der Hypnotherapie
Die ersten Anwendungen von Hypnose kann bis 2000 Jahre vor Christus belegt werden – Schriftstücke zeugen davon. In der Entwicklung der modernen Medizin finden sich berühmte Namen, die mit Hypnose-Theorien gearbeitet haben: unter anderem Franz Anton Mesmer, James Braid und Sigmund Freud. Doch noch vor einigen Jahren wurden Patienten autoritär in Trance versetzt und ihnen Befehle suggeriert.
Erst in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde das Verfahren auf wissenschaftlich fundierte Basis katapultiert: der amerikanische Psychotherapeut Milton Erickson gilt als Begründer der heutigen Hypnotherapie. Der Unterschied: Erickson arbeitet mit indirekten und dadurch meist unsichtbaren Suggestionen. Der Patient merkt zumeist gar nicht, wie er in Trance geführt wird. Durch die sogenannten ericksonschen Techniken erfuhr die Therapie eine weitreichende Anerkennung. Seit 2006 ist die Hypnotherapie vom wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie als wissenschaftliche Psychotherapiemethode anerkannt: Die Behandlung von psychischen Krankheiten, Abhängigkeit und Missbrauch werden seither von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Auch bei Chemotherapie von Kindern und Jugendlichen wird diese Therapie unterstützende übernommen.
Trance als Grundlage
Grundlage der Hypnotherapie ist der Trancezustand. Trance ist dabei weder mit Schlaf, noch mit dem alltäglichen Wachsein gleichzusetzen. In diesem Zustand ist das Bewusstsein weniger kontrollfähig und das Unterbewusstsein wird mit seinen selbstständigen Funktionen verstärkt. Dieser Zustand kann in verschiedenen Tiefen erreicht werden: Auch der Tagtraum kann eine Art Trance darstellen, ebenso wie der hypnotische Schlaf. Das kann unter anderem durch Worte, Visualisierung, Rollenspiele, Atemübungen, Monotonie und Klänge ausgelöst werden. In diesem Zustand, sowohl wach als auch schlafend, ist der Mensch empfänglich für Suggestionen. Das macht diesen Zustand zur Grundlage der Heilung von Krankheiten – in der Psychoanalyse, Gestalttherapie, Körpertherapie und Verhaltenstherapie.
Anwendung bei Krankheiten
Die Wirkung der Therapie wurde wissenschaftlich nachgewiesen. Doch zumeist behandelt sie Symptome, aber keine Ursachen. Hypnotherapie weist Grenzen auf – nicht alles kann einfach „weghypnotisiert“ werden. Die Anwendung des Verfahrens erstreckt sich in der heutigen Medizin von Angststörungen, Essstörungen über Schlafstörungen und sexuelle Störungen bis hin zu Schizophrenie, Lähmungen und Adipositas. Auch posttraumatische Belastungen oder Schmerzen durch Migräne, Operation oder Geburt werden mit der Hypnotherapie gelindert. So sind Anwendungen beim Zahnarzt oder als Unterstützung zur Raucherentwöhnung heutzutage keine Seltenheit. Gerade bei Kindern und Jugendlichen wird die Hypnotherapie zur Schmerzkontrolle und Behandlung von Erbrechen und Übelkeit bei einer Chemotherapie eingesetzt. Die Hypnotherapie hilft den kleinen Patienten die schwere Therapie durchzuhalten und lindert die Nebenwirkungen.
Freier Wille bei der Hypnotherapie
Die Angst, den eigenen Willen mittels Hypnose zu verlieren, ist weit verbreitet. Viele Patienten fürchten, dass sie zu Handlungen gebracht werden, die sie im geistesgegenwärtigen Zustand nicht tun würden: Geheimnisse ausplaudern, peinliche Handlungen, sexuelle Aktionen. Der menschliche Wille ist zweigeteilt. Auch offene Personen wollen immer die eigene Kontrolle behalten. Doch allgemein kann gesagt werden, dass der Einfluss entgegen dem Wollen des Patienten auf Dauer nicht erfolgreich ist. Wer sich sicher in gute Hände begeben will, sollte darauf achten, dass der Hypnotherapeut einen anerkannten Heilberuf erlernt hat – hier ist ein Ehrenkodex Teil der Berufsordnung, dass dem Patienten kein Schaden zugefügt werden darf.
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