Wer unter schweren Allergien leidet, sollte eine Hyposensibilisierung in Betracht ziehen. Dieses Verfahren ist die einzige Therapie, die nicht nur Symptome, sondern auch Ursache bekämpft. Über einen längeren Zeitraum wird dem Körper dabei der Stoff gegeben, der die Immunreaktion des Körpers auslöst. Die Dosis des Allergieverursachers ist jedoch so gering gewählt, dass der Körper lernt, angemessen zu reagieren. Die Therapie wird meist mit einer Impfung vorgenommen, aber auch Tabletten- und Tropfenbehandlungen sind möglich. Die Hyposensibilisierung erfordert Geduld. Auch wenn schon nach einigen Wochen deutliche Verbesserungen eintreten, hilft sie nur dauerhaft, wenn sie über einige Jahre durchgeführt wird.
Die Anwendung
Diese Immuntherapie hilft bei zahlreichen Allergien wie Heuschnupfen und anderen Reaktionen auf Gräser- und Baumpollen, ebenso wie bei Asthma, Allergien auf Hausstaubmilben, Schimmelpilze, Tierhaare und Insektenstiche. Wissenschaftler erforschen ebenfalls die Behandlung von Nahrungsmittel- und Kontaktallergien. Die häufigste Anwendung der Hyposensibilisierung ist mit Hilfe von Spritzen. In Fachkreisen heißt das Verfahren daher auch spezifische Immuntherapie (SIT) oder Allergie-Impfung. Der Arzt spritzt dabei das Allergiemittel am Oberarm unter die Haut. In den ersten Wochen ist dies einmal wöchentlich nötig, danach dehnt sich der Behandlungszeitraum auf vier bis acht Wochen. Der Körper lernt so, mit dem Stoff umzugehen und vermeidet die Überreaktion des Immunsystems, das die Allergie darstellt. Inzwischen gibt es das Verfahren auch mit Tabletten und Tropfen: Der Patient behält den Wirkstoff zwei bis drei Minuten unter die Zunge, bevor er ihn runter schluckt.
Die Schlucktherapie erfolgt zumeist anfänglich täglich und danach wöchentlich. Möglich ist auch eine Kurzzeit-Immuntherapie. Hier werden auf einen deutlich kürzeren Zeitraum mehrere Injektionen verabreicht. Bei der sogenannten Rush-Immuntherapie spritzen Ärzte den Wirkstoff sogar im Minutentakt – innerhalb einer klinischen Behandlung. Diese Therapie ist besonders bei lebensbedrohlichen Allergien gegen Insektenstiche ratsam. Die beste Startzeit für eine Behandlung von Heuschnupfen ist der Herbst. So hat der Körper einen Vorsprung für den kommenden Frühling. Die meisten Behandlungen dauern etwa drei Jahre, manche Patienten sind jedoch auf eine lebenslange Therapie angewiesen. Betroffene sollten jedoch ihren Fall immer individuell mit einem Facharzt besprechen.
Die Wirkung
Die Wirksamkeit der Hyposensibilisierung ist vor allem bei der Injektionsvariante am besten bewiesen. Die Tropfen- und Tabletten-Therapie ist in ihrem Langzeiteffekt noch unzureichend erforscht. Vor allem bei Heuschnupfen hilft die Spritze besonders gut. Viele Betroffene brauchten deutlich weniger Medikamente und hatten geringere Symptome. Auch gibt es gut Erfolge bei Hausstauballergie und allergischen Asthma. Bei Allergikern auf Insektengifte ist die Injektion besonders erfolgreich. Bei der Behandlung von Allergien auf Schimmelpilze und Katzenhaare sind nur wenige Studien bekannt, die die Wirksamkeit belegen. Noch keine Linderung konnte bei Allergien auf Nahrungsmittel mit dieser Behandlung erreicht werden. Allgemein entscheidet ein Arzt nach etwa zwei Jahren, ob die Behandlung erfolglos abgebrochen werden sollte.
Mögliche Nebenwirkungen
Auch die Hyposensibilisierung kann von Nebenwirkungen begleitet werden. Das Immunsystem kann auf den Soff so heftig reagieren, dass Atemnot oder ein allergischer Schock auftritt. Da diese Wirkungen oft innerhalb weniger Minuten nach der Injektion auftreten, kann der Arzt schnell auf diese Überreaktionen reagieren. Weitere Nebenwirkungen können Schnupfen, Niesen und Husten, aber auch Tränen und Jucken sein. Rund um die Einstichstelle kann sich die Haut röten und anschwellen. Diese Symptome verschwinden in der Regel innerhalb von Stunden oder weniger Tage. Bei der Tropfen- und Tablettentherapie kann es zu Beschwerden im Mund- oder Rachenraum kommen: Jucken, Brennen und Kribbeln. Die Schleimhaut kann anschwellen und der Magen-Darm-Trakt kann problematisch reagieren. Im Falle von Nebenwirkungen sollte der Patient seinen Arzt immer informieren. Die Hyposensibilisierung ist eine anerkannte Therapie. Die Krankenkassen übernehmen in der Regel die Kosten der Behandlung.
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