Das Wort Physiotherapie stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „Pflege der Kranken“. Im Kern versteht man darunter die Anwendung verschiedener Heilmittel, um die für Bewegungen des Körpers zuständigen Gelenke und Organe zu erhalten, sie zu verbessern oder gegebenenfalls wiederherzustellen. Bis zum Jahre 1994 bezeichnete man diese Heilmethode als „Krankengymnastik“, seitdem fokussiert man sich eher auf den weiter gefassten Begriff der Physiotherapie, da hier weitaus mehr Ansätze mit verbunden sind.
Es handelt sich dabei um ein von Physiotherapeuten angewandtes Heilmittel, welches zwingend von einem approbierten Arzt verschrieben werden muss und bis auf präventive Maßnahmen eines Rezeptes bedarf. Der Beruf des Physiotherapeuten ist im „Masseur- und Physiotherapeutengesetz“ rechtlich näher definiert, die Ausbildung ist auf drei Jahre ausgelegt und der theoretische Teil ausschließlich in staatlich zugelassenen Bildungsstätten möglich.
Ursprung und Behandlung
Im Mittelpunkt steht ein genau definiertes Ziel, um dem Patienten eine zweckmäßige Behandlung zukommen zu lassen. Die Untersuchung fokussiert sich dabei zunächst auf diagnostische als auch auf klinisch argumentativ erkennbare Schlussfolgerungen, um aus dem Fundus der anderen Therapiemöglichkeiten schöpfen zu können. Man bedient sich dabei physikalischer Reize, etwa Wärme, Kälte oder Druck, um Muskelaktivität zu stimulieren und den Beschwerden des Patienten nachzukommen. Hierbei sind Beschwerden der Funktions-, Bewegungs- sowie Aktivitätseinschränkungen im Mittelpunkt der Therapie, welche mittels physiologischer Reaktionen des Organismus dahingehend behandelt werden können, indem man etwa den Stoffwechsel anregt oder den Muskelaufbau begünstigt.
Präventiv handelt es sich bei der Physiotherapie vornehmlich um die Schmerzfreiheit beziehungsweise -linderung, die Förderung der Gesundheit sowie die Fähigkeit zur Auseinandersetzung mit der Funktionsweise des Organismus. Seit Anfang der 1990er Jahre verfolgt man einen anderen Ansatz, welcher hier behandelte Krankheiten nicht grundsätzlich als Funktionsstörungen klassifiziert, sondern ganzheitlich betrachtet. Um diese ganzheitliche Sicht auch fernab der Theorie umsetzen zu können, bedient man sich einer enormen Bandbreite an technischen Hilfsmitteln und Methodenwerkzeugen. Dazu zählt etwa die Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation (PNF), in welcher Elemente der Logopädie implementiert sind und wo man die sogenannten Muskel-, Gelenk- sowie Sehnenrezeptoren (Propriozeptoren) in den Mittelpunkt stellt, da hier Signale an das Zentrale Nervensystem ausgehen und man eine verstärkte Stimulation bewirken möchte, um ein bestimmtes Bewegungsmuster zu korrigieren oder präventiv zu behandeln.
Einsatzbereiche
Folgende Auflistung legt dar, bei welchen gesundheitlichen Einschränkungen oder Problemen eine Behandlung im Rahmen der Physiotherapie möglich ist.
Nach Operationen und mit einem künstlichen Knie- oder Hüftgelenk, nach einem Bandscheibenvorfall oder bei operativ bedingten Gelenkfehlstellungen oder Knochenbrüchen.
Bei Überlastungen und dadurch entstandenen Funktionsstörungen des Bewegungsapparates, auch bei Fehlbelastungen oder sogenannter Bewegungsarmut. Bei Einschränkungen der Wirbelsäule oder anderer Extremitäten, die aufgrund eines Unfalls oder einer rheumatischen Erkrankung auftreten.
Gegen den durch Arthrose verursachten Verschleiß am Skelett- oder Muskelsystem, bei Verkrümmungen der Wirbelsäule oder andere, strukturell bedingte Fehlformen. Bei durch einen Schlaganfall verursachten Lähmungserscheinungen sowie hierdurch bedingten Koordinationsstörungen, ebenso bei Multipler Sklerose, Morbus Parkinson oder anderen neurologisch bedingten Einschränkungen, etwa aufgrund eines Unfalls, einer Operation oder eines schlecht verlaufenden Bandscheibenvorfalls.
Zielsetzung und Chancen
In der Physiotherapie gilt es, den Patienten aktiv bei der Wiedererlangung seiner Koordination von Bewegungsabläufen oder -mustern zu unterstützen, die beispielsweise aufgrund eines Schlaganfalls entstanden sind. Des Weiteren arbeitet man an einer besseren Atemregulation und einer sachgerechten Optimierung des Herz-/Kreislaufsystems – in diesem Zuge liegt ein Fokus auf Sensomotorik, um das Gleichgewicht zu behalten und Sinne wieder wahrnehmbar zu machen. Auch dauerhaft in ihrem Tagesablauf behinderten Menschen wird ein Lösungsansatz offeriert, welcher vornehmlich die Folgen der Erkrankung kompensieren soll und die Barrieren im Alltag zu verringern versucht.
Nach Angaben der Krankenkassen und der gesetzlichen Unfallversicherung, die seit Jahrzehnten Daten über Krankheitsverläufe erheben und analysieren, werden jedoch größtenteils Patienten mit einseitigen Funktionsstörungen, einem eingeschränkten Muskelaufbau oder mit Rückenschmerzen behandelt.
Weblinks
- Deutscher Verband für Physiotherapie (ZVK)
- Physiowissen – Die Physiotherapie-Profis
- Physiotherapie in ihrer Nähe (Gelbe Seiten)
Artikelbild: © Ambrophoto / Shutterstock