Ob sexy über den Schultern von Demi Moor im Filmklassiker „Ghost“ oder als Kultoutfit bei Kinderbuchautor und Fernsehmoderator Peter Lustig in der Serie „Löwenzahn“ – die Latzhose flimmert noch heute überall über den Bildschirm. Das Phänomen der achtziger Jahre ist nach wie vor präsent in der Mode. Frisch wiederentdeckt von der Promiwelt sollte diese Form der Hose in keinem Kleiderschrank fehlen: Rihanna, Eliza Doolittle oder Jameelia tragen die Hose in ihrer Freizeit. Eingefangen von den Paparazzi bringen sie dieses Beinkleid mit den verstellbaren Trägern über Schultern von Latz zum Hinterteil wieder in Mode.
Von der Bequemlichkeit bis hin zum politischen Symbol: Der Siegeszug der Latzhose
Ursprünglich hatte die Latzhose nur praktische Hintergründe. Sie stammt aus den USA und wurde als Arbeitskleidung unter dem Schlagwort Overall bekannt. Entwickler der Latzhose ist keine anderer als Henry David Lee – der 1889 die gleichnamige Jeansmarke gegründet hatte. Im Jahre 1911 brachte er die erste Latzhose auf den Markt: eine strapazierfähige Hose, mit einem Latz vorn und Trägern über die Schulter. Der Prototyp erschien damals unter dem Namen „Bib-Overall“, wobei „bib“ mit Lätzchen übersetzt werden kann. Farmer, Industriearbeiter und Lockführer nahmen die aus blauen Jeans-Stoff gefertigte, neuartige Hose sofort an, weil sie ihren Arbeitsanforderungen entsprach: Robust, praktisch und bequem.
Ein später eingeführter Reißverschluss schaffte noch mehr Bequemlichkeit und Bewegungsfreiheit.
In die Modewelt zog die Latzhose erst in den Siebzigern und Achtzigern. Hier setzte sich zum einen der sogenannte „Worker-Stil“ in der Ökoszene durch. In der Emanzipationsbewegung wurde eine lilafarbene Variante zum Symbol – die Latzhose habe damals als männliches, proletarisches Kleidungsstück gegolten, dass die Damen sich angeeignet hatten. Auch seien in diesem Kleidungsstück Brust und Hüfte verhüllt und sprächen Männer nicht mehr sexuell an – so die damalige Denkweise. In der Mode kamen immer weitere Varianten der Latzhose auf: Stoffhosen, Hosen mit abnehmbarem Latz oder Hosen mit elastischen Trägern. Heute ist die Latzhose ebenfalls nicht aus den Kleiderschränken wegzudenken, Kinder und Schwangere, Handwerker und Skifahrer tragen sie in ihrem Alltag. Als Arbeitskleidung ist sie nach wie vor im Einsatz, unter anderem bei Rettungsdiensten. Es gibt Latzhosen in den verschiedensten Variationen. Die Version mit kurzen Beinen wird als „Shortall“ bezeichnet und kam in den Neunziger Jahren auf. Getragen wird diese Variante meist von Frauen. Aber auch Latzröcke gibt es inzwischen. Das Prinzip ist das Gleiche, nur dass statt einer Hose ein Rock an den Latz angeschlossen ist. Trägerhosen mit Latz haben keinen Rückenlatz – die Träger gehen hinten direkt bis zum Bund.
Warum oder warum nicht: Die Vor- und Nachteile der Latzhose
Auch dieses Beinkleid ist nicht jedermanns Geschmack und hat seine Vor- und Nachteile. Zum Ersteren zählt unbedingt die Strapazierfähigkeit. Latzhosen schützen vor Kälte und Schmutz, sind bequem und andere Kleidungsstücke wie Hemd und T-Shirt sind in ihr sicher verpackt. Durch die Träger liegt die Hose nicht eng an der Taille an, sodass sie sich weit und bequem um den Körper hüllt. Auch drückt kein Bund auf die Hüfte, der bei normalen Jeans sogar die Sitzhaltung ungünstig verändert. Die meisten Latzhosen haben im Latz auch eine verschließbare Tasche – hier fällt nichts mehr zufällig raus.
Das Anziehen jedoch ist ein wenig aufwendiger, als bei einer normalen Jeans – das Fangen der Träger hinter dem eigenen Rücken ist nicht immer ganz einfach. Weitere Verschlüsse an der Seite mit Knöpfen machen den schnellen Toilettengang umständlicher. Auch bewegt sich die Hose mit, wenn man die Arme beispielsweise nach oben reißt – normale Hosen, die an der Hüfte abschließen, machen das nicht. So kann bei manchen Arbeiten die gesamte Hose verrutschen. Hier muss man mit der Trägerlänge spielen, um die richtige Form zu finden. Den richtigen Fan halten diese Nachteile jedoch nicht ab.
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