Sie gibt es in allen Formen und Farben – schmal oder mit ausschweifendem Rock, ohne Ärmel, schulterfrei oder mit Spaghettiträger – jede Dame ist Besitzer von mindestens einem Abendkleid. Die Königin unter den Kleidern wird nur zu besonderen Anlässen aus dem Schrank geholt. In dem immer bodenlangen Kleid fühlt sich so manche Frau wie eine Prinzessin. Diese besondere Kategorie der Kleider zeichnet sich vor allem durch Eleganz, Stil und hochwertige Stoffe aus. Ein Abendkleid wird nicht mal eben so getragen: Es ist immer etwas Besonders.
Die Geschichte: Aus der Sonntagsmode zur Abendgarderobe
Die Abendgarderobe ist so alt, wie die Menschheit. Es gibt Zeugnisse, dass schon früheste Stämme Pelze besaßen, die nur zu besonderen Anlässen getragen wurden. Mit der Religion kam auch die Sonntagsmode, aus der die Abendmode hervorging. Kleider waren nicht nur den Damen vorbehalten, bis zum 14. Jahrhundert wurden sie auch von Männern getragen. Im 16. Jahrhundert kam unter dem Rock ein Reifrock dazu, der die Kleider immer ausladender machte. Gerade in den oberen Gesellschaftsschichten konnte ein Ballkleid nicht pompös genug sein. Kleider wurde immer wichtiger zu Geburtstagen, religiösen Feiern und anderen Anlässen. Während die Alltagskleider eher den nützlichen Zwecken unterworfen waren und es nicht viel Spielraum gab, konnte mit der Abendgarderobe variiert werden. Das machte die besondere und edle Ausstrahlung eines Abendkleides aus, dessen Image sich bis heute gehalten hat.
Abendkleid versus Cocktailkleid: Es muss bodenlang sein
Ein Abendkleid gibt es in unterschiedlichen Formen und Modellen. Doch einige Eigenschaften haben alle gemeinsam: Das Abendkleid ist traditionell bodenlang und besteht aus langen, fließenden Stoffen. Der Rock ist meist ausladend, die Oberteile jedoch eng an den Körper anliegend. Das lässt das Kleid besonders die Silhouette betonen. Manche Kleider verzichten jedoch auf einen ausladenden Rock und schmiegen sich über den gesamten Körper nah an die Figur. Es gibt Abendkleider mit tief geschnittenem Dekolleté, rückenfreien Schnitten, kurzen Ärmeln, langen Ärmeln, Träger sowie vollständig schulterfreie Modelle. Beliebte Stoffe sind unter anderem Seide, Satin, Spitze, Tüll und Chiffon.
Im Gegensatz zum Abendkleid steht das Cocktailkleid, das auch gerne als das „kleine Schwarze“ bezeichnet wird. Es ist meist weicher und weiter geschnitten und nicht bodenlang. Oft reichen Cocktailkleider bis zum Knie. Auch die Stoffauswahl ist hier weiter gegriffen – es muss nicht immer das Feinste vom Feinsten sein, was den Anblick jedoch in keiner Weise schmälert.
Geringere Bedeutung des Abendkleides: Heute reicht oft das kleine Schwarze
Während sich im Mittelalter kaum eine Frau ohne Abendkleid zu gesellschaftlichen Anlässen bewegen konnte, hat heute die Abendgarderobe etwas an Bedeutung verloren. Wer nicht gerade den Wiener Opernball besucht oder einen Abschlussball vor sich hat, wird eher selten zum Abendkleid greifen. In der heutigen Gesellschaft können Damen ruhig auch nur das „kleine Schwarze“ oder den eleganten Hosenanzug wählen. Beim Theater- und Opernbesuch war noch vor 30 oder 40 Jahren das Abendkleid nicht wegzudenken – heute kommt sich so mancher in dem aufwendigen Stil „overdressed“ vor. Doch ganz verstauben können die wunderschönen Kleider jedoch nicht: Gerade Tanzschulen legen großen Wert auf Abendgarderobe, die Schulabschlussfeier wird nach amerikanischem Vorbild auch immer mehr in eleganten Kleidern gefeiert und immer mehr Hochzeitseinladungen verkünden: „Um Abendkleidung wird gebeten“. Gleiches gilt für Feiern, bei denen der Dresscode „white tie“ oder „black tie“ lautet – dann ist das Cocktailkleid fehl am Platz.
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