Kein Hotelkatalog kommt mehr ohne dieses Wort aus. Wer an Entspannung denkt, kommt an ihm nicht vorbei und sogar die Lebensmittelindustrie lockt damit: Wellness. Dieser Trend hat die heutige Generation voll im Griff. Eine gesamte Wirtschaftsbranche aus Ernährungsberatern, Masseuren, Schwimmmeistern und Kosmetikern lebt davon. Doch was viele nicht wissen: Wellness geht über reine Massage-, Sauna- und Kosmetikbehandlungen in einem Spa Tempel hinaus. Die ursprüngliche Bedeutung beinhaltet deutlich mehr als nur pures Entspannen. Wellness ist ebenso keine Erfindung der Neuzeit, sondern reicht auf eine jahrhundertealte Tradition zurück.
Die Anwendungen gab es, bevor der Begriff geprägt wurde
Schon seit 5000 Jahren wird Wellness in verschiedenen Formen und Facetten ausgeübt. Zu ihnen gehören jahrhundertealte Traditionen wie die Ayurveda-Lehre, Badebehandlungen und Massagen. Einen Namen bekamen diese wohltuenden Praktiken jedoch erst im 17. Jahrhundert, als im „Oxford English Dictionary“ das von Sir A. Johnson verwendete Wort „wealnesse“ mit „gute Gesundheit“ übersetzt wurde. Heute wird der Begriff aus dem Englischen mit „Wohlbefinden“ beziehungsweise „Wohlfühlen“ übersetzt. Genau genommen gibt es jedoch zwei verschiedene Verständnisse von Wellness. Während die Fitnessbewegung in den USA in den achtziger Jahren das Wort im Allgemeinen für passives Verwöhnen in Whirlpool & Co prägte, steckt ebenso ein medizinisches Gesundheitskonzept hinter dem Begriff. In dieser Definition ist Wellness mehr, als nur Massagen, Saunieren und Entspannung.
Das Gesundheitskonzept Wellness
Bereits dreißig Jahre vor dem amerikanischen Fitnesstrend prägte Dr. Halbert Dunn den medizinischen Begriff von Wellness. Hier stehen Harmonie und Wohlbefinden von Körper, Seele, Verstand und Geist im Mittelpunkt. Krankheiten sollten nicht erst bekämpft werden, wenn sie da sind, sondern ihnen müsse mit gesunden und vernünftigen Lebensgewohnheiten vorgebeugt werden. Demnach steht Wellness hier für eine bewusste Lebensweise. In dieser Definition werden die Begriffe „wellbeing“ und „fitness“ oder „happiness“ miteinander verbunden: Wellness! Der Nichtmediziner kann sich damit die Kombination von objektiver Gesundheit und subjektivem Wohlbefinden vorstellen. Doch dahinter steckt mehr Aktivität, als im populären Wellness-Verständnis. Jeder Einzelne ist für seine Gesundheit und Wohlbefinden verantwortlich – glücklich sein hängt von vier verschiedene Säulen an: eine bewusste Ernährung, bewusstes Training von Körper und Geist, mentale Gesundheit und bewusster Umgang mit Natur und Genussmitteln.
Genügend Sport, gesundes Essen und der Verzicht auf Nikotin & Co sind also das wahre Wellness. Aber auch Entspannungstechniken wie autogenes Training oder Meditation gehören dazu. In diesem Konzept hat Wellness viel mit „selbst aktiv werden“ zu tun. Sich verwöhnen zu lassen, ist jedoch nicht ausgeschlossen: Massagen und wohltuende Bäder sind ebenso Bestandteil des Wohlbefindens.
Unter fachärztlicher Begleitung sehen Wellnessprogramme ebenso anders aus, als im populären Sinne. Hier werden vor allem Menschen mit Risikofaktoren und bereits chronischen Erkrankungen behandelt: Rückenbeschwerden. Rheuma, Diabetes, Bluthochdruck, Übergewicht oder Nikotinsucht sind einige von diesen. Verschiedene Trainer, Berater und Therapeuten kommen dabei zum Einsatz.
Das populäre Verständnis von Wellness
Den Fitnesstrend haben auch so manche unterschiedliche Wirtschaftszweige entdeckt. Die meisten kennen die zahlreichen „Wellness-Reisen“ und „Wellness-Hotels“, die mit Massagen, Kosmetikbehandlungen und Badevergnügen locken. Auf Cornflakes-Verpackungen prangert das Wort uns aus den Supermarktregalen entgegen, Joghurt ist Wellness, die Gesichtsbehandlung dient mehr der Entspannung, als der Schönheit. Heutzutage ist das Verständnis von Wellness meist auf Methoden und Anwendungen zum Wohlfühlen beschränkt. Verkehrt ist das nicht – erst recht nicht, wenn es sich so gut anfühlt. Aber wer dem vollständigen Konzept von Wellness folgen will, sollte sich an der Zertifizierung des Deutschen Wellness Verbandes orientieren und die Wellness-Urlaub als Startschuss für ein anderes Leben nehmen.
Übrigens: Der Begriff „Spa“ stammt auch nicht, wie irrtümlich oft angenommen, aus dem Lateinischen. Er stammt von einem gleichnamigen belgischen Ort ab. Britische Touristen besuchten den Kurort seit dem 16. Jahrhundert und verbreiteten so den Namen des Heilbades.
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