Manchmal hat man einfach keine Chance, „Luft zu schnappen“, zu „verschnaufen“ oder es bedarf in hitzigen Situation „ ein bisschen frische Luft“. Bei Aufregung und Stress sollte „einmal tief Luft geholt werden“ und bei Angst und Panik hilft einmal „die Lungen durchzulüften“. Wer kennt diese Wirkungen nicht? Genau diesen Effekt macht sich die Atemtherapie zunutze. In dieser Heilmethode wird mit gezielten Atemübungen Entspannung herbeigeführt. Zu unterscheiden ist die Heilmethode von der ärztlich verordneten Atemtherapie. Diese widmet sich eher der Schulung der Atemorgane und wird daher als Therapie der Atmung bezeichnet.
So funktioniert die Heilmethode
Die Atmung kann Einfluss auf unsere Verfassung nehmen. Ob seelisch oder geistig, mit bewusstem Atmen kann sich jeder selbst beruhigen und innerlich entspannen. Der Effekt ist einfach: Zu kurzes und flaches Atmen reicht oft nicht aus, den gesamten Körper mit Sauerstoff zu versorgen. Das führt dazu, dass Organe, Muskeln und auch das Gehirn nicht ihre Höchstleistungen erreichen können. Das mindert seelisches Wohlbefinden und auch die körperlichen Funktionen. Die Atemtherapie kehrt diesen Effekt um. Mit gezielten Übungen soll der Patient lernen, auch in stressigen Situationen kontrolliert und vor allem tief und richtig zu atmen. Mehr Sauerstoff kann Muskeln entspannen und auch das Gehirn wieder zu neuen Leistungen antreiben.
Der Vorteil der Atemtherapie ist: Sie kann überall und immer ausgeübt werden. Wer einmal die Techniken erlernt hat, kann mit ihnen quasi rund um die Uhr für ein wenig mehr Entspannung im Leben sorgen. Meist reichen nur einige Minuten täglich: beim Busfahren, beim Warten auf den Kollegen oder in der kurzen Arbeitspause. In der Atemtherapie gibt es zahlreiche verschiedene Varianten: unter anderem Atemarbeiten nach verschiedenen Psychologen und Ärzten, intuitives Atmen, integrative Atmen, bewusstes Atmen, Atemmassage und Atmung nach der Zen-Tradition. Mit ihren verschiedenen Ausführungen ist sie inzwischen auch ein fester Bestandteil der Rehabilitation nach Operationen geworden. Auch bei der Geburtsvorbereitung ist sie ein essenzielles Element. Das richtige Atmen kann auch die Geburt erleichtern.
Ausgewählte Atemübungen: Atemzüge zählen und ins Zwerchfell Luft holen
Es gibt zahlreiche Übungen, die mit der Atmung zusammen zu mehr Entspannung und Stressabbau führen können. Eine einfache Variante ist das Zählen von Atemzügen. Dabei wird beim Ein- und Ausatmen gezählt. Ziel ist es, die gleiche Zahl zu erreichen – so wird das Atmen gleichmäßiger und rhythmischer. Dabei sollte durch die Nase eingeatmet werden. Als Hilfe kann sich auch ein Geruch vorgestellt werden, den man aufsaugen möchte – das vertieft die Atmung. Beim Ausstoßen der Luft kann bildlich eine Kerze ausgeblasen werden. Eine weitere Übung ist das Verlängern der Ausatmung. Hier sollte doppelt so lange ausgeatmet, wie eingeatmet werden. Das bewusst lang gezogene Ausatmen entspannt.
Die Atemtherapie geht ebenso davon aus, dass die richtige Atmung im Zwerchfell stattfinden soll. Hierzu sollte darauf geachtet werden, dass sich der Bauch beim Einatmen nach vorne wölbt und beim Ausatmen in die ursprüngliche Position zurückfällt. Brustkorb und Schultern sollten sich kaum durch die Atmung bewegen. Gleichmäßiges, tiefes und ruhiges Atmen in das Zwerchfell entspannt.
Um schnell Entspannung zu finden, kann auch mit der Atmung der Wechsel von Anspannung und Entspannung vollzogen werden. Beim Einatmen sollten so viele Muskeln wie möglich angespannt werden. Dann wird die Luft angehalten, bevor beim Ausatmen alle Muskeln wieder entspannt werden. Diese Technik erweitert die Gefäße der Muskeln und lässt mehr Blutfluss zu. Das verursacht ein warmes, wohliges, aber schweres Gefühl. Diese Übung sollte fünfmal wiederholt werden. Danach sollte noch ein wenig verharrt werden und die Gedanken auf eine angenehme Reise geschickt werden. Sind diese wieder zurückgekehrt: Einmal recken, strecken und gähnen und der Betroffene kann mit neuer Energie an das Tagwerk gehen.
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