Sich fallen und lenken lassen – das fällt manchen Menschen schwer. Anderen hingegen ist es ein Leichtes. Genau aus diesem Grund ist Hypnose nicht bei jedem möglich. Hypnose – so einigen Lesern schnellen jetzt gerade Bilder von gackernden Menschen auf einer Showbühne in den Kopf, die denken sie seien ein Huhn. Andere folgen übertriebenen Wahnvorstellungen über Manipulation des menschlichen Willens durch Hypnose. Wie so oft liegt hier die Wahrheit meist dazwischen. Hypnose ist eine anerkannte Technik, um Menschen zu entspannen oder sie von ungesunden Lastern wie das Rauchen zu befreien. Abnehmen durch Hypnose? Ja auch das scheint möglich. Hypnose ersetzt Schmerzmittel und sogar die Betäubung beim Zahnarzt. Ein genauer Blick auf diese Technik ist daher nicht nur für Angstpatienten lohnenswert.
Nicht gegen den eigenen Willen: Hypnose kann nicht zaubern
„Deine Augen werden schwer, du wirst müde, deine Lider fallen zu“ – so oder so ähnlich mag ein Hypnosetherapeut klingen. Damit wird die Technik bereits ausgeübt. Hypnose ist eine Methode, um den Menschen in eine Art Trance zu versetzen. Sie gelangen in einen Zustand tiefster Entspannung. Allerdings darf dies nicht mit Schlaf, Bewusstlosigkeit oder Machtlosigkeit verwechselt werden. In diesem Bewusstseinszustand ist zwar das Unterbewusstsein ansprechbar und es können auch Dinge suggeriert werden – aber niemand würde etwas zulassen, was für ihn nicht akzeptabel wäre. Hypnose kann sich auch nicht über den eigenen Willen hinweg setzen, sie programmiert niemanden einfach so um, wie Skeptiker oft befürchten. Jedoch können in diesem veränderten Bewusstseinszustand verschiedene Veränderungen vorgenommen werden: Schmerzen können gelindert werden – der große Vorteil für eine Zahnbehandlung mit Hypnose statt Betäubung.
Andere positive Erfahrungen, unbewusste Bewältigungsstrategien und Stärken können aktiviert werden. Die Wirksamkeit ist in verschiedenen wissenschaftlichen Studien bestätigt worden. Die Hypnotherapie ist seit dem Jahr 2006 offiziell als therapeutische Methode anerkannt. Seither wird sie in verschiedenen Fachgebieten eingesetzt.
Ob in der Medizin oder im Alltag: Die Hypnose hat zahlreiche Einsatzgebiete
In der Psychotherapie dient die Hypnose der Behandlung von Ängsten, Zwängen, Depressionen, Essstörungen und Süchten. Eine weitverbreitete Anwendung ist sie für Abnehmwillige, die überflüssige Kilos verlieren wollen oder Raucher, die mit anderen Hilfsmitteln bisher gescheitert sind. Schlafprobleme und sexuelle Störungen können ebenfalls mit der Hypnose bewältigt werden. Im medizinischen Bereich hat die Hypnose eine wichtige Aufgabe bei psychosomatischen Störungen. Sie kann bei chronischen Schmerzen, Problemen mit dem Herz-Kreislaufsystem, im Magen-Darm-Trakt, bei Haut- oder Lungenerkrankungen sowie Erkrankungen des Nervensystems hilfreich sein. In der Krebsbehandlung ist die Hypnose eine Möglichkeit, Ängste zu nehmen und die Nebenwirkungen der Chemotherapie zu lindern. Die zahnärztliche Hypnose hat so manchen Angstpatienten eine kieferchirurgische Behandlung ermöglicht, die vorher unmöglich schien.
Aber auch im Alltag wird Hypnose häufig angewandt. Sie hilft zu entspannen, diese Wirkung machen sich Künstler und Schauspieler gegen das Lampenfieber zunutze. Sportler nutzen die Hypnose, um ihre Leistung zu steigern, Schüler können die Lernfähigkeit verbessern, Paare sogar zwischenmenschliche Probleme überwinden. Auch die Wirtschaft hat die Hypnose längst entdeckt. So mancher Firmenboss schickt seine Mitarbeiter in entsprechende Kurse, um sie zu motivieren. Diese Beispiele zeigen: Die Hypnotherapie ist vielseitig einsetzbar und kann vielen Menschen helfen. Das Bild der gackernden Damen und Herren, die sich zur Belustigung eines Publikums im wahrsten Sinne des Wortes zum Affen machen, hat die Hypnose nicht verdient. Und wer nicht daran glaubt, sollte es einfach mal ausprobieren, inwieweit er sich fallen lassen kann.
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