Wer es noch nie ausprobiert hat, formt unweigerlich folgendes Bild in seiner Vorstellung: Kreisförmig im Schneidersitz kauernde Menschen, ihre Hände auf den Knien, Daumen und Zeigefinger zusammen nach oben zeigend und gemeinschaftlich ein rhythmisches „Ohm“ stöhnend. Doch dieses Klischee hat nicht viel mit der eigentlichen Meditation zu tun. Denn Meditieren ist viel mehr. In erster Linie ist Mediation eine Möglichkeit, das Gedankenkarussell im Kopf abzustellen, zu entspannen und vom Alltag abzuschalten – auf vielfältige Weise. Die Meditation ist ein Sammelbegriff für mehrere Methoden.
Die Konzentration auf sich selbst hat meist einen spirituellen Ursprung
Hinter Meditation verbirgt sich eine Form von Konzentration und Besinnung auf sich selbst. Der Begriff lässt sich auf das lateinische Wort „meditatio“ zurückführen: religiöse Versenkung – in manchen Kulturen hat es auch einen religiösen Aspekt, in der westlichen Kultur versteht es sich auf das Versinken in einen besonderen Bewusstseinszustand. Störende Reize werden ausgeblendet, die Körperlichkeit wird dabei nicht selten verlassen. Dazu dienen unter anderem auch schmerzende Positionen – der Meditierende soll die Schmerzen ertragen und schließlich nicht mehr wahrnehmen. Atemformen richten den Fokus auf das Innere – ein höherer Bewusstseinszustand ohne Körperlichkeit soll in dieser Vorstellung erreicht werden.
Entspannung als Ziel der meditativen Therapie
Zu therapeutischen Zwecken dient die Meditation vor allem zur Entspannung. Körperliche und geistige Fitness soll erreicht werden, aber vor allem ein einfaches Abschalten. Hab ich die Überweisung gemacht? Morgen darf ich unbedingt diesen Anruf nicht vergessen! Gerade solche Gedanken bringen uns meist zum Handeln und lassen uns nicht zur Ruhe kommen. Hier setzt die Meditation an: Sie gibt uns Autonomie über die Gedanken und kann so gerade psychisch bedingte Beschwerden lindern. Stress wird reduziert, geistige Überlastung abgebaut. Aber auch bei chronischen Schmerzen und Bluthochdruck wird Meditation empfohlen. Sie kann bei Angst- und Schafstörungen helfen und ist bei Entzugserscheinungen ein gutes Therapiemittel. Die Wirkung wird mit unterschiedlichen Methoden hervor gerufen.
Ein Beispiel ist die bewusste Atmung. Durch das Konzentrieren auf die eigenen Atemzüge kommt der Meditierende zur Ruhe. Das ist schwieriger, als es klingt. Denn gerade zu Anfang schweifen die geistigen Überlegungen immer wieder ab. Erst mit der Zeit lässt sich das Gehirn trainieren und lernt das Ausblenden und Abschalten: Das Gedankenkarussell stoppt, Entspannung tritt ein – die innere Gelassenheit kann auch noch weit nach der Meditation im Alltag helfen. Die Kontrolle über abschweifende Gedanken kann in manchen stressigen Situationen ein wahrer Segen sein.
Unterschiedliche Formen der Meditation
Wie erwähnt, hat Meditation nicht immer etwas mit Schneidersitz und stöhnenden Geräuschen zu tun. Um einen entspannenden Bewusstseinszustand zu erreichen, gibt es verschiedene Techniken – je nach Entstehungsgeschichte aus Christentum, Islam oder Buddhismus. Oberflächlich können diese Formen und zwei verschiedene Varianten unterteilt werden. Bei der konzentrierenden Methode wird der Fokus der Aufmerksamkeit auf einen Gegenstand gelenkt. Alle anderen Einflüsse sollen ausgeblendet werden. Bei der entfaltenden Methode soll hingegen eine „innere Leere“ hergestellt werden. Zu therapeutischen Zwecken kommen meist drei Techniken zum Einsatz.
Die Yoga-Meditation kombiniert gezieltes Atmen und körperliche Übungen – die Konzentration auf den Atem soll schließlich alle Eindrücke überlagern. Die Zen-Meditation aus dem Buddhismus zielt auf völlige Leere, der Atem wird gezählt und beobachtet: mit offenen Augen. Die Transzendentale Meditation ist die häufigst angewandte Form. Mit geschlossenen Augen soll hier ein höherer Bewusstseinszustand erreicht werden. Die Konzentration erfolgt dabei auf ein geistiges Bild oder Mantra. Gerade diese Form verringert Ängste.
Meditation ist jedoch nicht für allen Menschen eine geeignete Entspannungstechnik. Wer unter schweren Schmerzen und Depressionen leidet, sollte diese Therapie meiden. Skeptiker sollten sie einfach mal ausprobieren, um sich ein eigenes Bild und mit unzutreffenden Klischees aufzuräumen: positive Überraschung beim ersten Versuch nicht ausgeschlossen!
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