Chatroulette ist ein Internet-Hype, der im Jahr 2009 begann. Ausgelöst wurde er von dem 17-jährigen Programmierer Andrei Ternowski aus Russland, der die Webseite in nur einer Stunde auf die Beine stellte. Die Videoplattform verbindet innerhalb von Sekunden wildfremde Menschen, die vor ihren Webcams sitzen und die kuriosesten Dinge anstellen – einige sind lustig, andere brutal. Eines haben sie aber gemeinsam: Sie machen süchtig. Durch den Erfolg des Originals wurden viele Alternativen kreiert, die im Anschluss vorgestellt werden.
Chatroulette: Die Entstehung des Internet-Hypes
Chatroulette verfolgt eine simple Funktionsweise, die zeigt, wie effektiv banale Ideen sein können. Das Prinzip von Chatroulette ist simpel: Bei dem One-on-One-Chat ist es möglich, sich per Webcam, Tastatur und Mikrofon live mit Menschen rund um die Welt zu verständigen, zu denen man zufällig verbunden wird. Dazu verbindet die Webseite zwei zufällig ausgewählte Menschen. Bis August 2012 war keine Registrierung für die Nutzung der Funktion notwendig. Seit jenem Zeitpunkt müssen sich Interessierte allerdings registrieren, da die anonyme Verwendung problematisch war, dazu mehr im Abschnitt Kritik.
Jeder Chat-Nutzer kann selbst entscheiden, ob er mit seinem Chat-Partner einverstanden ist oder er den Chat beenden und einen neuen Partner suchen möchte. Es gibt keine Möglichkeit, eine Verbindung zum vorigen Chatpartner herzustellen.
Popularität
Chatroulette verdankt seinen Erfolg in erster Linie seiner simplen Idee. Innerhalb kürzester Zeit gelangte das Videoportal in zahlreiche Medienberichte und sammelte so immer mehr neue User. Bereits im Februar 2010 hatte Chatroulette eigenen Angaben zufolge 30 Millionen Besucher. Laut dem US-amerikanischen Marktforschungsunternehmen ComScore lag die Anzahl der Besucher allein im April 2010 bei 1,56 Millionen. Zu den zahlreichen neuen Besuchern und Nutzern der Webseite gehörte auch Robbie Williams, der versuchte, mit dem Hype des Videoportals auf sich aufmerksam zu machen.
Robbie nutzte das Videoportal für sein viereinhalb minütiges Video zu seinem Song Losers von dem Album Take The Crown. Ein simples Musikvideo, welches praktisch nichts gekostet hat. Dennoch war es relativ erfolgreich, es sammelte bis heute (Stand: Dezember 2014) über 2,45 Millionen Ansichten ein.
Kritik
Die harmlose Verwendung von Robbie Williams ist leider nicht die Einzige, an die Menschen denken. Jugendgefährdende Inhalte wie politischer Extremismus und Pornografie waren bei Chatroulette früher keine Seltenheit. Diese Inhalte sind der Grund, warum das Chatportal seit 2012 nur noch nach einer kostenfreien Registrierung nutzbar ist. Wie problematisch die Inhalte sind, zeigt das Internet-Analyseunternehmen RJMetrics: Dessen Recherche zufolge waren im März 2010 etwa 13 Prozent aller Nutzer von Chatroulette unbekleidet oder vollführten sexuelle Handlungen.
Um diesen Trend entgegenzuwirken, hat Chatroulette verschiedene Maßnahmen eingeleitet: Die zuvor genannte Zwangsregistrierung, um eine zu nennen, oder auch die Implementierung eines Buttons, mit dem man Personen melden kann, die sich nicht entsprechend benehmen. Sobald drei Meldungen für einen Benutzer eingehen, wird dieser 40 Minuten lang gesperrt. Eine spezielle Software soll zudem Bilder analysieren und eine 24-stündige Sperre ermöglichen.
5 Alternativen zum originalen Chatroulette
Der Erfolg von Chatroulette hat viele Menschen rund um den Globus fasziniert. Wie so oft resultiert aus Begeisterung ein neues, meist identisches, Produkt. Schließlich lautet eine bekannte Redewendung: Gut geklaut ist besser als schlecht kopiert. Nachfolgend stellen wir einige dieser Dienste und Produkte vor:
1. Omegle
Omegle ist eine gelungene Alternative zu Chatroulette, die dem Original in puncto Aufbau und Funktion am stärksten ähnelt. Im Vergleich zu anderen Alternativen gibt es die Möglichkeit, Omegle als reinen Textchat zu verwenden, ohne dass eine Webcam benötigt wird. Für Smartphone-Nutzer ist Omegle auch als App (für iOS und Android) erhältlich.
Im Gegensatz zu Chatroulette ist es möglich, seine Hobbys hinzuzufügen, um mit Menschen in Kontakt zu treten, die dieselben Interessen verfolgen. Weiterhin ist es möglich, als Student mit Gleichgesinnten zu chatten. In diesem Fall benötigt man eine spezielle Studenten-E-Mail-Adresse, die mit .edu oder Ähnlichem endet.
Ein weiterer Unterschied zum klassischen Chatroulette ist der spezielle Bereich für Erwachsene. Was bei Chatroulette nicht gerne gesehen war, ist hier erlaubt, wenn man mindestens 18 Jahre alt ist.
2. Hey People
Diese Chatroulette-Alternative bietet neben den Funktionen des Originals einige weitere Features. Auch hier können obszöne Inhalte gemeldet werden. Weiterhin ist es möglich, diese Personen auf eine Ignorierliste zu setzen. Analog ist es möglich, seine Favoriten einer Freundesliste hinzuzufügen, um später wieder mit ihnen zu chatten. Damit bricht Hey People aber auch die oberste Regel von Chatroulette, nämlich die zufällige Zuordnung von Chat-Partnern. Wie auch beim vorigen Dienst ist es möglich, seine Interessen mithilfe verschiedener Kategorien anzugeben.
3. ChatRandom
ChatRandom sowie der danach folgende Dienst sind zwei deutsche Chatroulette-Alternativen. Der Dienst richtet sich theoretisch an Menschen aus Deutschland. Da es aber nicht geprüft wird, woher der User stammt, können hier auch User aus anderen Ländern zu finden sein. Das Prinzip bleibt dasselbe wie bei Chatroulette. Genau genommen ähnelt ChatRandom dem Original in seiner ursprünglichen Ausfürung: So ist eine Registrierung nicht möglich, dafür richtet sich die Seite aber auch an die Zielgruppe 18+, da explizite Inhalte erlaubt sind, wenn man die Nutzungsbedingungen einhält.
4. VideoChatDE
Ein weiteres deutsches Portal ist VideoChatDE, welches sich in Theorie ebenfalls an deutsche User richtet, da die Webseite in deutsch ist. Das Design ähnelt dem von ChatRandom und das Prinzip ist dasselbe. Bei diesem Videochat sind obszöne Inhalte jedoch nicht erlaubt.
5. Airtime und Okhello
2012 starteten die legendären Napster-Gründer ihren eigenen Videochat-Service Airtime. Das auf Chatroulette basierende Prinzip erlaubte Gespräche mit Fremden aber auch Facebook-Freunden. Der Launch des Dienstes wurde mit viel Fanfare angekündigt. Promis wie Jimmy Fallon, Alicia Keys, Olivia Munn, Ed Helms, Snoop Dogg, Joel McHale, Jim Carrey und Martha Stewart waren anwesend und garantierten, dass der neue Dienst Webuser umwerfen wird.
Im Vergleich zum klassischen Chatroulette nutzte Airtime die bei Facebook hinterlegten Daten, um einen passenden Chat-Partner zu finden. Leider wurde Airtime nicht die von den Gründern Shawn Fanning und Sean Parker angepriesene Revolution, die Napster in der Musikbranche auslöste. Es war einfach nur ein weiterer Chat-Dienst.
Nach nur zwei Jahren wurde Airtime im Sommer 2014 geschlossen – ohne große Ankündigungen – und kaum jemand hat es wirklich bemerkt. Stattdessen entwickelte das Unternehmen eine App für iOS und Android, OkHello genannt. Das Prinzip ist dasselbe, jedoch handelt es sich nicht um eine Webapp, sondern eine Smartphone-App. Der Erfolg ist nur schwer zu beurteilen, da die Entwickler sich nicht zu ihrem neusten Projekt äußern. Ein Blick auf App Annie verrät allerdings Folgendes:
Das heißt für OkHello:
- OkHello schaffte es in 3 Ländern auf Platz 1 (Finnland, Pakistan, Vereinigte Arabische Emirate)
- in Deutschland platzierte sich die App im Bereich Social Networking auf dem 56. Platz (03.11.2014)
- nach einem schweren Start außerhalb der Top 100 schaffte OkHello den Einstieg, viel aber inzwischen wieder raus
Artikelbild: © LoloStock / Shutterstock
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