Mit bis zu 96 Stunden Wirksamkeit werben die Hersteller von Deodorants. Kann das funktionieren und wer braucht ein Deo, das so lange hält?
Unklare gesetzliche Regelungen
In Deutschland müssen die Hersteller die Wirksamkeit von Deos nachweisen. Aber wie genau sie das machen, bleibt ihnen überlassen. Gesetzliche Vorschriften gibt es dafür nicht. Das Verbraucher-Magazin „Ökotest“ wollte es genau wissen und hat sich im Rahmen eines Deo-Tests die Studien der Hersteller zuschicken lassen. Wirklich überzeugen konnte keine davon. Bei den meisten Herstellern war schon das Studiendesign mangelhaft. So wurde beispielsweise ein Deo für Männer an Frauen getestet. Frauen jedoch entwickeln weniger Schweißgeruch als Männer. Oder ein Produkt, das mit seiner schweißreduzierenden Wirkung beworben wird, nur auf Geruchsminderung zu testen: Auch das ist ein Trick, mit dem ein Hersteller seine Studie schönte.
Kein Deo überzeugt völlig
Nur zwei Hersteller, Beiersdorf und Lornamead, schickten Ökotest überhaupt geeignete Studien. Aber auch deren Produkte konnten nicht überzeugen. Zwar reduzierten die Produkte auch nach 72 Stunden den Schweißfluss beziehungsweise -geruch, aber in so geringem Ausmaß, dass es von den meisten Menschen kaum wahrgenommen werden dürfte.
Verstopfte Drüsen und andere Probleme
Langzeit-Deos verstopfen die Schweißdrüsen, sie wirken somit als Antitranspirant. Dabei werden Aluminiumsalze als Wirkstoff verwendet. Diese bilden zusammen mit den Hornschichten der Haut einen Pfropfen, der die Schweißdrüsen verschließt. Sie sind allerdings nicht unumstritten und stehen in Verdacht, Brustkrebs auszulösen. Darüber forschen Wissenschaftler seit Jahren. Anfang dieses Jahres konnten Schweizer Forscher herausfinden, dass Aluminiumsalze das Erbgut von Brustzellen schädigen – zumindest im Reagenzglas.
Aluminiumsalze sind nicht die einzigen problematischen Wirkstoffe in Deos. So stellte „Ökotest“ fest, dass manche der verwendeten Duftstoffe als Allergieauslöser bekannt sind. Sechs der getesteten Produkte enthielten künstlichen Moschus-Duft und Cashmeran, die sich beide im Körper anreichern können. Auch die schwer abbaubaren Cyclopentasiloxane, deren Wirkung auf Menschen kaum abzuschätzen ist, fand das Verbrauchermagazin in den Deodorants.
96 Stunden ohne zu duschen?
Wer braucht eigentlich ein Deo, das 96 Stunden wirkt, also vier volle Tage? Sich jeden Tag zu duschen ist heutzutage üblich. Das heißt, nach 24 Stunden wird der alte Schweiß sowieso abgewaschen und neues Deo aufgetragen. Vielleicht kommt es manchmal vor, dass man an einem Tag am Morgen duscht und am folgenden erst abends Zeit dafür findet. Dann müsste das Deo 48 Stunden lang wirken, Sicherheitspuffer mit eingerechnet. Selbst in Extremsituationen – einem Festival oder einer langen Bergwanderung etwa – wäre es durchaus möglich, einfach schnell nachzusprayen.
Dass man sich natürlich jeden Tag pflegt, ist den Herstellern natürlich nicht entgangen. „Ein 96-Stunden-Deo ist für den Mann, der sich natürlich jeden Tag pflegt, aber ‚extrem‘ lebt und sich auf einen starken Deoschutz verlassen muss“, erklärt beispielsweise L’Oreal Paris gegenüber der Zeitschrift „Fit for Fun“. Das heißt im Klartext, dass ein 96-Stunden-Schutz natürlich nicht gebraucht wird, aber dass damit ein emotionales Sicherheitsbedürfnis der Kunden bedient wird. So stressig, dass wir leicht ins Schwitzen kommen, leben wir ja irgendwie alle.
Fazit
Deodorants mit Langzeitwirkung sind eigentlich nicht nötig. Sie liefern keine überzeugende Wirkung und enthalten potentiell gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe. Mit normalen Deos und regelmäßiger Körperpflege ist man besser bedient. Wenn man dabei Produkte verwendet, die auf giftige Substanzen verzichten, tut man sich und der Umwelt einen Gefallen. Außerdem kann man dann mit dem guten Bewusstsein leben, nicht jeder absurden Werbebotschaft auf den Leim zu gehen.
Artikelbild: © Piotr Marcinski / Shutterstock
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