Das gestiegene Interesse an naturnahen und nachhaltigen Lebensweisen fördert auch fast vergessenes Wissen und ursprüngliche Methoden wieder zutage. „Back to the roots“, zurück zu den Wurzeln ist die Devise. Bushcraft lässt sich am ehesten mit Naturhandwerk übersetzen und umfasst viele Aspekte rund um das Leben mit und in der Natur. Im Folgenden gibt es eine Übersicht dazu, was sich hinter Bushcraft verbirgt und wie sich der Trend in Deutschland äußert.
Weniger ist mehr – der Trend zur Natur
Es zeigt sich, dass alte Methoden und Verfahrensweisen vermehrt an Interesse und Beliebtheit gewinnen. In Freizeit- und Konsumverhalten ist der Trend zu naturnahen Möglichkeiten ebenso erkennbar, wie in der hohen Nachfrage nach natürlichen Heilmitteln aus Deutschland.
Nicht zuletzt ist das gestiegene Verantwortungsbewusstsein für Klima und Umweltschutz dafür verantwortlich, dass regionale und umweltschonende Freizeitmöglichkeiten und nachhaltige Lebensweisen zunehmend angestrebt sind. Verortet zwischen Survival und Walden bietet Bushcraft ein breites Spektrum an Ideen zum Ausprobieren – ob Fichtennadeltee, Brennnesselschnur oder Rindentopf.
Bushcraft umfasst unterschiedliche Themen und Interessensgebiete, wie beispielsweise:
- Achtsame und nachhaltige Nutzung von natürlichen Ressourcen
- Rückbesinnung auf ursprüngliche Materialien und Techniken
- Herstellung von Dingen mit wenigen und einfachen Mitteln
Zurzeit entdecken viele Menschen die umliegende Natur und insbesondere den Wald wieder ganz neu für sich. Damit einhergehend zählt insbesondere das Prinzip „Leave no trace“: Beim Bushcraft geht es darum, die Natur zu nutzen, ohne Schäden oder gar Müll zu hinterlassen.
Handwerk und Naturerfahrung durch Bushcraft
Beim Bushcraft geht es um die Kunst, mit wenigen und einfachen Mitteln aus der Natur zurechtzukommen. Dazu ist besonders wichtig, wo, wie und wann natürliche Rohstoffe gewonnen werden können und wie diese anschließend zu bearbeiten sind. Wissen und Techniken aus der Steinzeit sind dabei ebenso gefragt, wie alte Handwerkskünste, die sich somit einer Wiederbelebung erfreuen. Genutzt werden können so auch Birkenrinde, Lindenbast oder Fichtenwurzeln für die Herstellung praktischer Gegenstände.
Bushcrafter befassen sich beispielsweise mit diesen Themen:
- Bau von Lagerfeuer- und Kochstellen
- Feuerbohren und Feuerschlagen
- Techniken der Holzgewinnung und -bearbeitung
- Bau von Nachtlagern und Unterständen
- Übernachten im Freien
- Orientierung in der Natur
- Herstellung von Werkzeugen
- Wildpflanzen und Kräuterwissen
- Survival-Techniken und Erste Hilfe
Mehrwert durch Achtsamkeit und DIY
Dinge selbst herzustellen benötigt Zeit und sorgt fast automatisch für Entschleunigung. Zudem tut Bewegung wie auch Ruhe in der Natur gut und fördert das Wohlbefinden und die Gesundheit. So wird in fernöstlichen Regionen das sogenannte Walden vermehrt ärztlich verschrieben – und es zeigt Wirkung.
Der Fokus liegt beim Bushcraften im achtsamen Umgang mit der Natur sowie im Erfahren und Ausprobieren: Die selbst gemachten Erkenntnisse beim Schnitzen eines Löffels oder dem Entfachen eines Feuers ohne moderne Hilfsmittel sind einfach unersetzbar. Bushcraft umfasst zum Beispiel aber auch, selbst gesammelte Nahrungsmittel aus der Natur an einer sicher errichteten Feuerstelle zu kochen und anschließend draußen zu übernachten.
Ebenso sind Upcycling, Wiederverwerten und Recyceln relevante Aspekte, die das Thema Bushcraften stetig begleiten. Besonders auch spezielle Handwerke und alte Techniken finden Anwendung, wie:
- Schnurdrehen aus Naturfasern
- Schnitzen
- Flintknapping
- Knotentechniken
- Gerben von Tierhäuten
- Schmieden
Konsum und moderne Mittel
Wie in vielen Trends kommt im Bereich des Bushcraft auch moderne Ausrüstung vor. Wo nicht ausreichend natürliches Baumaterial entnommen werden kann, sind so beispielsweise auch Hängematten und Tarps für das Übernachten draußen sehr beliebt. Erste-Hilfe-Sets und Kopflampen erhöhen zudem die Sicherheit. Aber auch Schnittpunkte mit Trekking, Camping oder Survival sind möglich. Folglich ist auch in diesem Bereich bereits ein breiter Markt für Bushcraft-Equipment entstanden. Allerdings versteht sich die Bushcraft-Szene eher als Gegentrend im Konsum- und Ausrüstungs-Hype.
Bushcraft entdecken
Rund um das Thema Bushcraft haben sich in den letzten Jahren auch im Internet Foren, Blogs und Bushcraft-Gruppen gebildet. Oftmals findet sich darin eine starke Vermischung zu den Bereichen Survival, Trekking oder Prepping wieder. Aber auch eine aktive Bushcraft-Szene existiert, die sich austauscht und zu Treffen in ganz Deutschland und darüber hinaus zusammenkommt.
Auch bei YouTube sind viele Videos zum Thema zu finden; allerdings haben einige der größeren Kanäle die Philosophie hinter Bushcraft offensichtlich gewinnbringend verkauft. Dauerhaft dem Thema treu bietet Rocco Hartwig seit der Corona-Krise für Kinder sogar einen kostenlosen Online-Schnitzkurs an und zeigt viele Bushcraft-Projekte auf seinem werbefreien Kanal natUR-instinkte.
Die Grenzen der Natur
Da unsere regionale „Wildnis“ nur noch stark eingeschränkt nutzbar ist, unterliegt auch Bushcraft natürlichen und rechtlichen Grenzen. So ist es nicht allerorts erlaubt, sich Hölzer, Wurzeln oder Pflanzen mitzunehmen oder im Wald zu übernachten. Hierfür sind deutschlandweit Bushcraft- und Outdoorcamps entstanden, die gemietet oder für Kurse gebucht werden können. Aber auch der eigene Garten, naturnahe Campingplätze und Trekkingplätze mitten im Wald eignen sich für ein Bushcraft-Erlebnis.
Bushcraft erfahren
Ob einzeln, als Familie oder in einer Gruppe: Bushcraft-Kurse und Workshops zu einzelnen Themenbereichen sind in vielen Regionen Deutschlands zu finden: So auch in Thüringen, Bayern oder im Harz. Bushcraft selbst zu erfahren, ist auch im Kleinen möglich – vom Experimentieren mit natürlichen Materialien, der Beschäftigung mit Waldkunde und Kräuterwissen oder dem Werkeln auf althergebrachte Methoden. Es geht darum, etwas Neues zu versuchen und aus der eigenen Komfortzone herauszutreten.
Zusammenfassung
Bushcraft umfasst besonders viele Aspekte der Nachhaltigkeit und Natürlichkeit und bietet unterschiedlichste Möglichkeiten für naturhandwerkliche Aktivitäten. Fertigkeiten und Kenntnisse über natürliche Werkstoffe und Heilpflanzen sparen nicht nur bares Geld. Sie können auch hilfreich sein für Aspekte der Selbstversorgung, Ersten Hilfe unterwegs sowie in der Notfall- und Krisenvorsorge.
Artikelbild: tsnorth / Bigstock.com
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