Viele Verbraucher empfinden es als völlig normal, einen Kredit aufzunehmen, um sich größere Anschaffungen leisten zu können, auch wenn das nötige Eigenkapital dafür nicht vorhanden ist. Im Januar nehmen die meisten Menschen einen Kredit auf, was zum einen an den zu hohen Ausgaben für Weihnachten und zum anderen an den zum Jahresbeginn eintreffenden Abrechnungen liegt. Aber auch für den Autokauf, für die Finanzierung einer Eigentumswohnung, für die Hochzeit und für teure Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen und Geschirrspüler werden oft Kredite aufgenommen.
Verbraucher, die sich dafür entscheiden, einen Kredit aufzunehmen, gehen aber nicht immer bedacht vor. Oft stehen sie vermeintlich günstigen Angeboten zu naiv gegenüber oder wissen nicht gut genug über die eigene finanzielle Situation Bescheid. Wer jedoch unbedacht einen Kredit aufnimmt, riskiert im schlechtesten Fall eine Verschuldung, die die gesamte Existenz bedrohen kann. Wenn Sie mit dem Gedanken spielen, einen Kredit aufzunehmen, sollten Sie daher die folgenden sieben häufigen Fehler unbedingt vermeiden. Im letzten Abschnitt dieses Ratgebers finden Sie außerdem einige Tipps, die Ihnen dabei helfen, das finanzielle Risiko bei der Kreditaufnahme so gering wie möglich zu halten.
Die sieben häufigsten Fehler bei der Kreditaufnahme
Zu den sieben Fehlern, die die meisten Verbraucher begehen, wenn sie einen Kredit aufnehmen, gehören:
- Die Überschätzung des eigenen finanziellen Spielraums
- Der Verzicht auf einen Kredit-Vergleich
- Keine Zweckbindung des Kredits
- Die Nutzung mehrerer Null-Prozent-Finanzierungen
- Die Inanspruchnahme des Dispokredits
- Die Vertragsunterzeichnung trotz unnötiger Zusatzangebote
- Das Stellen zu vieler Kreditanfragen
Dadurch wird das finanzielle Risiko bei der Kreditaufnahme unnötig erhöht, weil zum Teil hohe Mehrkosten entstehen. Zudem führen einige diese Fehler dazu, dass sich der Schufa-Score verschlechtert, sodass es in Zukunft noch schwieriger wird, einen Kredit bewilligt zu bekommen.
Fehler Nummer 1: Den eigenen finanziellen Spielraum überschätzen
Auf den ersten Blick ist es verlockend, sich für einen Kredit mit einer langen Laufzeit und kleinen Raten zu entscheiden. Das gilt speziell dann, wenn der eigene finanzielle Spielraum ohnehin recht knapp ist. Allerdings treten gerade in diesem Fall auch häufig Probleme bei der Rückzahlung auf. Bevor Sie einen Kredit aufnehmen, sollten Sie daher die eigenen Einnahmen im Vergleich zu allen Ausgaben in einem Jahr schriftlich gegenüberstellen. So sehen Sie am besten, in welchen Monaten die finanzielle Belastung besonders hoch ist – etwa aufgrund anstehender Jahresabrechnungen oder wegen etwaigen Versicherungsbeiträgen. Hinterfragen Sie außerdem genau, ob Sie das Plus aus Einnahmen und Ausgaben wirklich zur Verfügung haben. Bleibt es am Ende des Monats tatsächlich auf dem Konto oder investieren Sie es eigentlich an anderer Stelle wie etwa für Hobbys? Erst, wenn Sie genau wissen, dass Ihr finanzieller Spielraum für die Aufnahme eines Kredits ausreicht, sollten Sie sich weiter mit diesem Thema auseinandersetzen.
Fehler Nummer 2: Auf einen Vergleich mehrerer Angebote verzichten
Die meisten Menschen fragen zuerst bei ihrer Hausbank nach einem Kredit und nehmen das Angebot an, ohne weiter darüber nachzudenken. Eine derart vorschnelle Entscheidung ist aber nicht sinnvoll, denn sie kann unter Umständen mit mehreren Hundert Euro im Jahr an Mehrkosten verbunden sein. Ein ausführlicher Kreditvergleich im Internet ist immer empfehlenswert. Viele Verbraucher merken zum Beispiel erst durch einen solchen Vergleich, dass sie einen Online-Kredit aufnehmen können und dass die Konditionen bei Online-Banken oft besser sind als bei Banken mit einem umfangreichen Filialnetz. Darüber hinaus bietet ein Online-Kredit noch einen weiteren wesentlichen Vorteil:
„Dank der kompletten Online-Abwicklung dauert es keine Stunde vom Online-Kredite-Vergleich bis zur Auswahl des passenden Angebots, der Einreichung und Prüfung aller erforderlichen Unterlagen und schließlich der Sofort-Zusage.“ (Quelle: smava.de)
Gerade, wer schnell auf einen Kredit angewiesen ist und zugleich günstige Konditionen nutzen möchte, sollte sich daher nicht nur die Angebote von Filialbanken einholen, sondern auch Online-Kredite vergleichen.
Fehler Nummer 3: Kredit nicht an einen Verwendungszweck binden
Zahlreiche Kreditarten sind nicht an einen bestimmten Zweck gebunden. Der Kreditnehmer kann also selbst und bei Bedarf auch erst nach der Auszahlung entscheiden, wofür er das Geld einsetzen möchte. Sofern Sie jedoch vorab schon genau wissen, wofür Sie das Darlehen benötigen, empfiehlt es sich, einen zweckgebundenen Kredit zu wählen. Der Grund: Bei solchen Krediten wie etwa einem Autokredit oder einem Hochzeitskredit ist das Zinsniveau oft viel geringer als bei einem Kredit ohne Zweckbindung.
Fehler Nummer 4: Viele Null-Prozent-Finanzierungen abschießen
Wenn eine neue, große Anschaffung im Haushalt ansteht, ist es oft verlockend, sich für eine der viel beworbenen Null-Prozent-Finanzierungen zu entscheiden. Das gilt insbesondere dann, wenn mehrere wichtige Haushaltsgeräte wie Fernseher, Waschmaschine und Trockner praktisch zeitgleich kaputt gehen. Aber Vorsicht: Es gibt oft versteckte Kosten bei Null-Prozent-Finanzierungen. Zudem besteht immer die Gefahr, dass bei zu vielen derartigen Finanzierungen die Übersicht verloren wird, sodass Sie Zahlungsfristen nicht einhalten und Mahngebühren riskieren. Außerdem sollten Sie wissen, dass jede Null-Prozent-Finanzierung bei der Schufa registriert wird, wodurch sich Ihr Score verschlechtert. Das kann Ihnen später bei der erneuten Aufnahme eines Kredits Probleme bereiten.
Fehler Nummer 5: In die Kostenfalle Dispokredit tappen
Ein hohes Risiko ist immer mit dem Dispokredit verbunden, denn er wird schnell zur Kostenfalle. Bei der Kontoeröffnung wird von den meisten Banken automatisch ein Dispokredit gewährt. Es ist aber nicht sinnvoll, ihn tatsächlich zu nutzen. Die Zinssätze sind so enorm, dass sich der Dispokredit wirklich nur lohnt, wenn die geschuldete Summe sehr schnell zurückgezahlt werden kann. Andernfalls entstehen neben den Zinsen noch weitere Kosten, beispielsweise wenn das Konto nicht ausreichend gedeckt ist, um Lastschriften abzubuchen. Oft bleibt dann nur noch die Umschuldung als letzter Ausweg aus der Schuldenspirale.
Fehler Nummer 6: Unnötige Zusatzangebote in Anspruch nehmen
Ein weiterer häufiger Kreditfehler, den Sie vermeiden sollten, besteht darin, einen Kreditvertrag zu schnell zu unterschreiben. Natürlich freuen Sie sich über den bewilligten Antrag und können kaum erwarten, dass die Einzahlung auf Ihrem Konto eingeht. Trotzdem sollten Sie den Vertrag genau prüfen, denn nicht selten sind unnötige Zusatzangebote enthalten, für die Sie teuer bezahlen:
- Zu teure Restschuld- und andere Forderungsausfallversicherungen
- Unseriöse Bearbeitungsgebühren
- Ungünstige Konditionen für Sondertilgungen
Prüfen Sie vor der Unterzeichnung des Vertrags daher alles genau und vermeiden Sie, Zusatzangebote in Anspruch zu nehmen, die Sie eigentlich gar nicht brauchen.
Fehler Nummer 7: Zu viele Kreditanfragen stellen
Einige Verbraucher sind sich nicht darüber im Klaren, dass es einen wesentlichen Unterschied zwischen einer Kreditanfrage und einer Information über die Kreditkonditionen gibt. Sofern Sie innerhalb kurzer Zeit mehrere Kreditanfragen stellen, wird Ihr Schufa-Score negativ beeinflusst. Deshalb könnten Sie später Schwierigkeiten bekommen, wenn Sie tatsächlich einen Kredit beantragen. Betonen Sie daher immer, dass Sie zunächst nur mehr über die Kreditkonditionen erfahren möchten, aber noch keine konkrete Anfrage stellen wollen.
Kredit bewusst aufnehmen und eine Überschuldung vermeiden – 5 Tipps
Nur, wenn Sie die genannten sieben Fehler bei der Kreditaufnahme vermeiden, können Sie das finanzielle Risiko so gering wie möglich halten. Um eine Überschuldung zu verhindern, sollten Sie sich zudem immer die folgenden fünf Tipps zu Herzen nehmen.
Tipp 1: Vor der Kreditaufnahme Bonität prüfen
Prüfen Sie Ihre Kreditwürdigkeit, noch bevor Sie einen Kreditantrag stellen. So können Sie abschätzen, ob sich die Beantragung eines Kredits überhaupt lohnt. Dafür finden Sie im Internet viele Anbieter, die den Bonitätscheck teilweise sogar kostenlos durchführen. Alternativ können Sie einmal im Jahr kostenfrei bei der Schufa direkt eine Selbstauskunft einholen.
Tipp 2: Kreditkonditionen realistisch bestimmen
Legen Sie die Kreditkonditionen unbedingt realistisch fest. Der Kreditbetrag sollte lieber zu hoch als zu niedrig gewählt werden, damit Sie keinen zweiten Kredit benötigen. Die monatliche Rate sollte jedoch nicht zu gering bestimmt werden, um unnötig hohe Zinsen zu vermeiden. Auch bei der Laufzeit gilt: So lang wie nötig, aber so kurz wie möglich.
Tipp 3: Passende Kreditart aussuchen
Wenn Sie schon wissen, wofür Sie den Kredit benötigen, empfiehlt sich eine Zweckbindung. Das gilt beispielsweise, falls nach dem Kauf einer Eigentumswohnung noch eine Renovierung ansteht. In diesem Fall empfiehlt sich ein Modernisierungskredit. Aber auch für den Autokauf oder für Hochzeiten werden spezielle Kredite angeboten, die günstigere Konditionen als die klassischen Ratenkredite bieten.
Tipp 4: Kredit zu zweit aufnehmen
Wenn möglich, können Sie den Kredit zusammen mit einer weiteren Person aufnehmen. Empfehlenswert ist das vor allem für Verbraucher mit einer schwankenden Einnahmesituation. Dann profitieren Sie von niedrigeren Zinsen und einer besseren Bonität, denn das gesamte Einkommen beider Antragsteller wird berücksichtigt. Wichtig ist in diesem Fall aber, dass beide Personen keine negativen Schufa-Einträge haben.
Tipp 5: Vertragsbedingungen genau prüfen
Zu guter Letzt sollten Sie immer die AGB und die Vertragsbedingungen überprüfen. Finden Sie heraus, ob Sie später die Raten kostenfrei ändern können und wie hoch die Gebühren für eine vorzeitige Kreditablösung ausfallen.
Artikelbild: © avemario / Bigstock.com
Schreibe einen Kommentar