Die Kreditwirtschaft in Deutschland steht seit Jahren im Kreuzfeuer der Kritik. Im Zuge der Weltwirtschaftskrise wurden Geschäftspraktiken und Vertriebsmethoden publik, die das ganze System in Verruf brachten. Auf beiden Seiten des Atlantiks wurden deutlich strengere Regularien durchgesetzt, staatlich dirigierte „Rettungsmaßnahmen“ dominierten über Jahre die politische Diskussion. In diesem Umfeld ist ein Sektor stetig gewachsen, der über ein nicht unerhebliches Marktpotential in Deutschland verfügt: Social Banking.
Wir werden uns dem Begriff in den nächsten Absätzen annähern und versuchen, die wichtigsten Grundprinzipien herauszuarbeiten.
Im Fokus: Soziale und ökologische Belange
Wie bei vielen Begriffen, die erst im Laufe der vergangenen Jahre geschaffen wurden, fällt eine genaue Begriffsbestimmung schwer. Schließlich gibt es keine einheitlichen Definitionen, noch handelt es sich um geschützte Begriffe. „Social Banking“ ist daher als ein Teilsegment eines privatwirtschaftlich organisierten Banksektors zu verstehen, der soziale als auch ökologische Belange in den Mittelpunkt stellt. Zusammengenommen steht dabei eine gewisse Nachhaltigkeit hoch im Kurs, die vom Kunden gefordert und seitens der Bank gemanagt wird. Ob sich eine derart agierende Bank nun als „Sozialbank“, „Ethische Bank“ oder „Ökobank“ bezeichnet, lässt keine weiteren Schlüsse bezüglich der Vergleichbarkeit untereinander zu.
Das Prinzip der Geschäftstätigkeit derartiger Banken ist dem Grunde nach nicht vom Angebotsspektrum klassisch agierender Banken zu unterscheiden. Es werden hierüber sowohl Privat- als auch Gewerbekunden bedient, das Angebot reicht von Girokonten bis hin zum Anlagegeschäft und einem speziell ausgelegten Investmentbanking. Was nun den entscheidenden Unterschied macht, ist vor allem die dahinterstehende Komponente des „Sozialen“ und des „Nachhaltigen“. Eine Bankdienstleistung, die Mensch und Umwelt gleichermaßen im Blick (Stichwort: Bioprodukte oder nachwachsende Rohstoffe) hat und dabei verpflichtend nach einer Methodik arbeitet, die vor allem Ausschlusskriterien kennt.
Derartiger Ausschlusskriterien werden zum Teil in der Satzung vorgeschrieben oder im Stammvertrag mit dem Kunden vereinbart. Üblicherweise werden verschiedene Anlagekonzepte angeboten, die einen Schwerpunkt auf besondere Aspekte der Beziehung von Mensch und Umwelt legen. Durch die Bank einheitlich geregelt ist aber die Tatsache, dass das Kreditgeschäft sich nach einheitlichen und transparenten Grundsätzen regelt.
Zur Sache: Was leistet „Social Banking“ für den Einzelnen?
Einen Schwerpunkt in der Geschäftstätigkeit derartiger Banken stellen „Responsible Investments“ dar. Jede Bank definiert den Rahmen hierbei selbst, wobei „Nachhaltigkeit“ und „Verantwortung“ tragende Elemente sind. Theoretisch findet damit eine Abkehr vom „Magischen Dreieck“ statt, in welchem die Elemente „Rendite“, „Liquidität“ und „Sicherheit“ konkurrieren und den Konflikt bei der Erwirtschaftung einer Rendite gestalten. Dieses Konstrukt wird durch ein weiteres Element erweitert, „Verantwortung“ gewinnt dabei als ein Anliegen des Kunden an Bedeutung. Dabei ist zunächst festzustellen, dass die Anlage in nach dieser Definition als „nachhaltig“ geltenden Assets nicht zwangsläufig mit einer geringeren Rendite einhergeht. Selbstverständlich gibt es aber das erhöhte Risiko eines Konfliktes, indem „Verantwortung“ auch dann noch relevant ist, wenn dies zumindest mittelbar Auswirkungen auf die Rendite nimmt.
Im Folgenden werden Methoden oder Strategien aufgelistet, die diese Merkmale versuchen in Einklang zu bringen.
- Negativ-Screening
Mittels Negativ-Screening ist es möglich, eine Selektion der möglichen Investments vorzunehmen. Das Verfahren stellt in der Praxis ein wesentliches Element dar, lässt sich auf diese Weise doch eine Reihe von Assets ausschließen, die in welcher Form auch immer dem Aspekt der „Nachhaltigkeit“ zuwiderlaufen.
- Positiv-Screen
Genau andersherum wird beim Ansatz des Positiv-Screenings vorgegangen, das keine derart gelagerten Ausschlusskriterien kennt. Hier wird explizit darauf abgezielt, Unternehmen (Assets) in das Portfolio aufzunehmen, die sich etwa der Förderung sozialer Aspekte widmen (Gleichstellung, etc.) oder auf regenerative Energieträger setzen.
- Ausübung von Stimmrechten
Eine Methode, aktiv als Stimmrechtinhaber an der Ausgestaltung der Geschäftstätigkeit des Assets mitzuwirken, stellt der Engagement-Ansatz dar. In der Praxis haben hierbei aber private Anleger das Nachsehen, denn vor allem institutionelle Anleger (Kirchen, Sozialverbände, etc.) stellen den Großteil des Anlagevermögens im Bereich des „Socal Banking“.
- Best-in-Class
In der Praxis von hoher Bedeutung ist der Ansatz gemäß „Best-in-Class“-Ansätzen. Hierbei werden verschiedene Assets miteinander verglichen, sodass anhand zuvor festgelegter Kriterien bestimmt wird, in welcher Rangfolge diese Unternehmen zueinanderstehen. Diese Kriterien sind so gestaltet, dass der Kunde explizit bestimmte Branchen in Beobachtung nehmen kann und Assets auswählt, die unter Berücksichtigung der Merkmale die „beste Option“ darstellen.
Bevor man sich für ein ethisches Bankkonto entscheiden kann, sollte der persönliche Anlagehorizont genau durchdacht sein. Führende Unternehmen der Branche, wie etwa die EthikBank, die als ethisch-ökologische Direktbank auftritt, haben dazu eine „sozialökologische Anlagepolitik“ in ihrer Betriebsverfassung verankert. Dies ist ein gutes Indiz dafür, dass mehrere Aspekte zum Tragen kommen.
Abschließende Bemerkungen und Fazit
„Social Banking“ ist eine Bewegung, die seit Jahren an Bedeutung gewinnt und sich insbesondere in Deutschland als tragende Säule manifestiert. Bankkunden erhalten hierdurch die Möglichkeit, im Kollektiv gewisser Einfluss zu nehmen und mit ihrer Anlage sozial-ökologische Aspekte zu verbinden. Die Relevanz ergibt sich vor allem daraus, dass jeder Einzelne mit seinem Anlagehorizont dazu beiträgt, das System ein Stück weit zu verändern. Allerdings sollte das Ganze nicht zu stark mit idealisierten Moralvorstellungen verknüpft sein, sondern unter Berücksichtigung der vorherrschenden Marktmechanismen gesehen werden.
Artikelbild: © weerapat / Bigstock.com
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