Kaum hat der Autobesitzer seinen Wagen über Nacht stehen lassen, findet er am Morgen an Türgriff oder Fensterscheibe die kleinen Plastikkarten. „Wir kaufen Ihr Auto sofort“, „Egal ob mit TÜV oder ohne“ oder „Kfz-Ankauf zu guten Bedingungen“ werben hier die Händler an der Seitenscheibe. Oft steht nur eine Handynummer als Kontakt geschrieben. Gerade Besitzer älterer Fahrzeuge können sich vor solchen Kärtchen kaum noch retten, aber auch bei fast neuwertigen Wagen stecken sie an der Seitenscheibe. Bei den meisten Autobesitzern landet das Kärtchen sofort im Müll. Doch so mancher spielt mit dem Gedanken, so sein Auto zu Geld zu machen. Wer hat sich nicht schon einmal gefragt, wie das ablaufen würde? Stiftung Warentest hat nun die Antworten.
Der Test von Stiftung Warentest: Vier verschiedene Testverkäufe
Die Verbraucherorganisation Stiftung Warentest hat den Test gemacht. In der Ausgabe ihrer Zeitschrift Test.de im Juni hat die Organisation nun die Ergebnisse veröffentlicht. Ein Auto, vier Karten und vier Nummern wurden dabei ausprobiert. Der Wert des Fahrzeuges – ein 15 Jahre alter Opel Corsa – wurde vorher von einem ADAC-Experten ermittelt. Etwas mehr als 1400 Euro legte er fest. In drei von vier Verhandlungsfällen mit den Kärtcheninteressenten wurde dieser Preis nicht erreicht, der erfragte Preis der Tester von 1700 Euro wurde von keinem Kaufinteressenten auch nur annähernd geboten. Diese begannen auffällig niedrig, um erst nach und nach den Preis zu erhöhen.
Nicht illegal, aber gewieft: Harte Verhandlungen mit den Kärtchenhändlern
Die Käufer, die hinter den Kärtchen steckten, entpuppten sich als angenehme bis unangenehme Personen, die das Auto am liebsten sofort mitnehmen wollten. Ein ausländischer Akzent war meist zu hören, ein Kaufinteressent agierte sogar nur mit einer Aufenthaltsgenehmigung. Sie arbeiteten effizient, kamen direkt zur Sache. Eine Probefahrt war meist nicht gefragt. Dafür erlebten die Testverkäufer endloses Reden als Geduldsprobe bis hin zu Drohungen. Die Autos gingen meist ins Ausland als Export, daher sei dieser Weg für Besitzer ohne gültige TÜV-Plakette oft interessant. Die Tester raten: Nicht alle Anbieter sind unseriös, jedoch sei ihre Verhandlungstaktik hartnäckig, um den niedrigsten Preis herauszuschlagen. So wurde jeder Kratzer entdeckt, nach Macken gesucht und auch „komische Motorgeräusche“ sollten den Preis verringern. Doch technische Zustände seien den meisten Interessenten egal gewesen. Zudem könnten die Händler auch enormen Druck auf den Verkaufswilligen aufbauen. Das beginnt schon mit der Kärtchenwerbung – diese ist laut Ordnungshütern an den Fahrzeugen illegal.
Kärtchenangebote: Tipps rund um den Autoverkauf
Der Test zeigt also, dass die Kärtchen nicht direkt auf dem Boden und die Angebote nicht unbedingt sofort in den Wind geschlagen werden müssen. Mit der richtigen Taktik kann dies ein Weg sein, seinen alternden Wagen schnell zu Geld zu machen. Die Experten geben jedoch einige Ratschläge, damit auch dieses Geschäft seriös abläuft. So sollten Verhandlungen mit Kärtchenhändler immer zu zweit vorgenommen werden. Oft würden auch diese nicht allein erscheinen. Viel Geduld sei ebenfalls notwendig, denn die Anbieter blieben zunächst sehr niedrig mit ihren Preisangeboten. Nicht aufgeben: Auch nach Wegfahren des Händlers könnte telefonisch noch ein erhöhtes Kaufangebot kommen. Zudem ist es ratsam, das Auto schon vor den Verhandlungen abzumelden. Viele dieser Händler wollen es direkt mitnehmen. Daher sollten auch private Gegenstände bereits entfernt sein. Verspricht der Händler die Abmeldung, ist der Verkäufer diesem Versprechen ausgeliefert. Hält der Händler das Versprechen nicht, haftet der Verkäufer dennoch für Steuer- und Unfallsünden, die nach dem eigentlichen Kauf noch geschehen.
Tricks und Fallen: Darauf sollte geachtet werden
Wer in Erwägung zieht, seinen fahrbaren Untersatz an Kärtchenhändler und Co zu verkaufen, sollte jedoch auch gängige Betrugsmaschen kennen, um nicht über das Ohr gehauen zu werden. Wichtig ist: Der Wert des Autos sollte vor dem Verkauf bekannt sein. Dieser kann bei einem Automobilclub festgestellt werden. Zusätzlich geben ähnliche Modelle auf dem Privatmarkt einen Anhaltspunkt. Auch professionelle Ankaufportale wie jetztautoverkaufen.at ermitteln kostenfrei den individuellen Restwert. Ist der PKW-Besitzer einverstanden, kann er gleich anschließend seinen Wagen verkaufen. Ebenso helfen bewährte Datenbanken wie die Schwacke-Liste dabei online herauszufinden, welcher Preis beim Autoverkauf noch erzielt werden kann.
Neben dieser Vorbereitung gilt es weiterhin wachsam zu sein. Es sind weitere Tricks von Kriminellen bekannt, die die Alarmglocken bei dem Verkaufswilligen klingeln lassen sollten. Parkhäuser und Autobahnraststätten sind eher ungewöhnliche Verkaufsorte und deuten auf kriminelle Absichten hin. Die Auswahl des Treffpunkts kann daher entscheidend sein. Auch die Probefahrt kann zur Falle werden: Niemals sollten die Fahrzeugpapiere für die Probefahrt ausgehändigt werden. Auch empfiehlt es sich, an dieser teilzunehmen. So kann der Kaufinteressent nicht einfach mit dem Wagen verschwinden. Der clevere Verkäufer überlegt sich vorher schon eine Probefahrtstrecke und absolviert diese nicht im Berufsverkehr. Ernsthafte Kaufinteressenten bitten nicht um einen Rückruf auf diversen Sondernummern und auch für Kontaktvermittlungen muss keine Gebühr bezahlt werden. Bearbeitungspauschalen sind ebenso unüblich bei seriösen Geschäftspartnern. Auch diese Vorgehensweisen deuten auf Betrüger hin. Gerade beim Privatverbrauch sollte eine Barzahlung vereinbart werden. Oft steckt der Betrug im Scheck, wenn dieser nicht gedeckt ist. Doch das Auto ist dann längst weg.
Alternativen: So verkaufen Sie Ihr Auto sicher
Wer diesen Kärtchenhändlern nicht traut, der kann auf andere Weise seinen Wagen verkaufen. Zahlreiche Besitzer versuchen es auf dem Privatmarkt: Die meisten Autos werden über Onlinebörsen verkauft. In einer Anzeige sollte ein realistischer Preis angegeben werden, zudem sind Angaben wie Baujahr, Kilometerstand, Zustand und Ausstattung wichtig. Der Verkauf sollte selbstverständlich nur mit Vertrag abgeschlossen werden. Inserate in Automagazinen eignen sich nur für seltene und wertvolle Exemplare. Ankaufunternehmen, die leicht im Internet gefunden werden können, sind eine weitere Verkaufsalternative. Der Vorteil für den Kunden liegt hier in der schnellen und komfortablen Abwicklung. Wer über ausreichendes Geschick beim Verhandeln verfügt, kann sein Fahrzeug auch auf einem lokalen Automarkt anbieten. Allerdings muss von vornherein mit Standgebühren kalkuliert werden und der Verkaufserfolg ist ungewiss. Hat man bereits ein neues Fahrzeug im Auge, kann es sich auch lohnen diesem Händler seinen alten PKW anzubieten. Wenn dieser einen seiner Wagen verkaufen kann, ist er womöglich auch beim Ankauf des alten Autos entgegenkommend.
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