Individuum und Gruppe, Individualismus und Kollektivismus – diese Begriffe befinden sich in unserem Wortschatz und werden von uns als selbstverständlich verstanden. Gleichzeitig hat man immer das Gefühl, sie seien Gegensatzpaare. Einerseits sind Menschen Teil eines Landes, in dem sie geboren wurden oder in dem sie leben; sie gehören zu verschiedenen Gemeinschaften wie Verbänden oder Hobbygruppen. Dennoch ist jeder Mensch verschieden – und das möchte er in bestimmten Lebenspunkten zum Ausdruck bringen.
Forscher in Berlin, Dresden, Münster sowie Saarbrücken haben die Entstehung von Individualität anhand von Mäusen erforscht (Westfälische Wilhelms-Universität Münster berichtet). Dabei konnten sie nachweisen, dass die Neubildung von Hirnzellen von der gesammelten Erfahrung abhängt. Jede neue Erfahrung formt das Gehirn, wodurch die Verhaltensweise und Persönlichkeit eines Lebewesens entsteht.
Individuelle Stärken im Kindesalter fördern
Was möchtest du werden, wenn du groß bist? Eine Frage, auf die viele Kinder eine Antwort wissen: Feuerwehrmann, Astronaut, Arzt – die meisten von ihnen denken schmunzelnd an ihre Antwort aus ihrer Kindheit, wenn sie im Erwachsenenalter zurückblicken. Nur wenige von ihnen erfüllen sich ihren Kindestraum. Der Grund: Kinder kennen noch nicht die finanziellen, kulturellen und gesellschaftlichen Grenzen, die die Berufswahl besitzt. Folglich ist die Auswahl an Berufen für sie grenzenlos.
Dass es so weit gekommen ist, könnte man als einen Rückschritt der modernen Gesellschaft bezeichnen. Anstatt die Stärken der Individuen zu stärken, werden alle Menschen gleichgesetzt. Jeder muss dieselben Aufgaben in der Schule erfüllen, unabhängig davon, welche Stärken und Schwächen er besitzt. Das Bildungssystem vieler Nationen hat diese Schwäche erkannt und passende Schulgesetzänderungen verfasst. Ziel ist es, jedem Kind gerecht zu werden und eine Bildungsgerechtigkeit zu etablieren. Der Fokus ist die individuelle Förderung des Einzelnen.
Zukunftsweisend in diesem Gebiet sind zwei Länder: Kanada und Finnland. In Kanada gehört Diversität zur kulturell-historischen Identität des Landes. Hier gibt es französische sowie englische Sprachgemeinschaften. Kanada gehört seit der ersten PISA-Studie im Jahr 2000 zu den Tabellenführern im internationalen Vergleich. Anstatt Kinder eine Klasse aufgrund schwacher schulischer Leistungen wiederholen zu lassen, wird ihnen Angeboten, Förderkurse zu besuchen. Nach der zehnten Klasse werden die Schulkinder in Leistungsschienen eingeteilt, die ihren gewünschten Bildungsgang und Beruf berücksichtigen. Das zweite Spitzenreiterland ist Finnland, wo es relativ geringe Leistungsunterschiede zwischen einzelnen Schülern gibt. Kinder in Finnland lernen gemeinsam neun Jahre lang in derselben Schule, bis sie eine akademisch ausgerichtete oder berufsvorbereitende Schule besuchen.
Wie Erwachsene ihre Präferenzen verdeutlichen
Während Kinder weitestgehend von Erwachsenen als Menschen geformt werden, haben volljährige Personen unbegrenzte Möglichkeiten, ihre Individualität zu unterstreichen. Dieser Drang beginnt in der Regel im Teenage-Alter, wenn Jugendliche beginnen, sich durch ihre Kleidung, Musik und andere Dinge von Gleichgesinnten abzuheben.
Da Erwachsene auf eigenen Beinen stehen, haben sie die Möglichkeit, ihre Vorzüge ohne Limitierungen zu verdeutlichen. Sie kaufen das Parfüm, das ihnen gefällt, essen Fleischsorten, die ihnen gut schmecken, und kaufen Accessoires, die ihrer Meinung nach die Wohnung bereichern. Die Einrichtung der eigenen vier Wände ist ein kurioses Thema, weil es hier mehr Möglichkeiten denn je gibt, Individualität zu beweisen. In der Praxis werden viele Wohnungen ähnlich eingerichtet. Schuld daran sind jährlich erscheinende Wohntrends und günstige Möbel von großen Unternehmen.
In den vergangenen Jahren wurde deutlich, dass die Möbel und Einrichtungsgegenstände von der Stange nicht länger dem Geschmack nachkommender Generationen entsprechen. Sie wünschen sich Produkte, die nicht in jeder Wohnung zu finden sind. Aus diesem Grund entscheiden sich immer mehr Menschen für Designobjekte wie den Stuhl Ball von XLBoom (gefunden auf designseller.de). Dieser wurde von dem Designer Finn Stone aus Irland entworfen und verkörpert den modernen Einrichtungsstil. Man könnte diesen in wenigen Worten als schlicht, elegant und zeitlos bezeichnen.
Nicht nur das Design spielt bei modernen Menschen eine Rolle, sondern auch der Gedanken- und Herstellungsprozess, die bei der Entwicklung eines Produkts entstanden. Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt immer mehr an Bedeutung. Menschen machen sich vermehrt Gedanken um die Auswirkungen ihrer Lebensweise auf die Umwelt. Einige von ihnen recyceln ihre alten Klamotten und Möbel in neue Produkte, beispielsweise Gartenmöbel aus alten Paletten. Andere entscheiden sich, auf tierische Produkte zu verzichten. Gemeint sind nicht nur Lebensmittel, sondern alle Gegenstände, die man im Alltag verwendet. Vegane Schuhe sind ein gutes Beispiel für Produkte, die nicht aus Leder hergestellt werden müssen.
Die Entwicklung zu individuellen Lösungen
Der Bedarf und Drang nach individuellen Produkten ist inzwischen in verschiedenen Branchen angekommen. Menschen möchten und brauchen nicht länger Produkte von der Stange, sondern Artikel, die zu ihnen, ihren Vorstellungen und wünschen passen. Für Unternehmen ist es natürlich schwer, solche Lösungen kosteneffektiv herzustellen. Hinzu kommt eine durch die fortschreitende Globalisierung wachsende Konkurrenz. Dennoch lohnt sich der Mehraufwand. Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz hat in einer Studie herausgefunden, dass Kunden nach Leistungen suchen, die auf ihre Bedürfnisse angepasst sind. Durch die Individualisierung eines Produkts kann sein wahrgenommener Wert steigen. Folglich ist es möglich, die Preisbereitschaft und Kaufabsicht zu steigern.
Artikelbild: © Arthimedes / Shutterstock
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