Eine lästige Blasenentzündung oder eine eitrige Mandelentzündung genügt, damit der Hausarzt eine tagelange Einnahme von Antibiotika verordnet. Ist man zu Beginn der Erkrankung darüber noch glücklich, weil man sich von dem Antibiotikum eine schnelle Besserung der Symptome erhofft, zeigt sich nach einigen Tagen der Behandlung oft die Kehrseite der Medaille: Das Medikament hilft so gut, dass man sich wieder richtig fit fühlt, allerdings muss man dennoch alle Tabletten einnehmen, um einen Rückfall zu vermeiden. Was also tun am Samstagabend, wenn alle Freunde feiern gehen und man selbst eigentlich noch das Bett hüten sollte?
Viele Menschen entscheiden sich trotz des Antibiotikums dazu, mit ihren Freunden auf die Piste zu gehen. Grundsätzlich ist das auch kein Problem, nur wenn man plötzlich ein Glas Sekt, ein Bier oder einen Cocktail in die Hand gedrückt bekommt, stellt man sich häufig die Frage: Alkohol und Antibiotika – Ist das eigentlich erlaubt?
Ärzte empfehlen, die Finger vom Alkohol zu lassen
Eine pauschale Antwort auf diese Frage gibt es nicht, denn die Entscheidung liegt in der Regel im eigenen Ermessen. Die meisten Ärzte empfehlen aber, während einer Therapie mit Antibiotika generell auf Alkohol zu verzichten. Wer seinen Körper und seine Gesundheit schonen möchte, sollte diesen Rat befolgen, schließlich handelt es sich bei antibiotischen Arzneimitteln um hochdosierte Medikamente, die ohnehin nur bei schweren Krankheiten wie beispielsweise Blasenentzündungen, Mandelvereiterungen oder Darminfektionen verschrieben werden. Solche Erkrankungen belasten unseren Körper auch ohne die zusätzliche Aufnahme von Alkohol.
Einige Wirkstoffe vertragen sich nicht mit Alkohol
Zudem gibt es einige Wirkstoffe, die sich gar nicht mit Alkohol vertragen. Es empfiehlt sich daher immer, genau den Beipackzettel des Arzneimittels zu studieren oder bei Zweifeln den eigenen Arzt zu konsultieren, bevor man sich ein Glas Wein gönnt.
Vorsicht bei Alkohol und Sulfonamiden
Sulfonamide sind Antibiotika, die den Wirkstoff Cotrimoxazol besitzen. Sie müssen oft bei Harnweginfekten, schweren Lungenentzündungen oder bei einer starken Vereiterung der Nasennebenhöhlen eingenommen werden. In diesem Fall sollte man lieber „Nein“ zum Alkohol sagen.
Ketoconazol aus der Gruppe der Imidazole verträgt sich nicht mit Alkohol
Ketoconazol wird oft als Salbe oder als Tablette bei Hautpilzen, der Seborrhoischen Dermatitis oder bei der Pityriasis versicolor eingesetzt. Zudem nutzt man die Wirkung dieser Antibiotika bei der Therapie des Prostatakarzinoms, wo sie als Androgensynthesehemmer zum Einsatz kommen. Auf einen zusätzlichen Konsum von Alkohol sollte man verzichten, wenn man ein solches Arzneimittel einnimmt, da andernfalls Wechselwirkungen auftreten könnten.
„Nein“ zu Alkohol bei Arzneimitteln mit Metronidazol
Antibiotika mit dem Wirkstoff Metronidazol gehören zur Gruppe der Cephalosporine werden häufig angewendet, wenn eine Entzündung im S-förmigen Teil des Darms vorliegt oder wenn eine Operation im Bauchraum ansteht. Auch bei einigen anderen Antibiotika aus der Gruppe der Cephalosporine gilt, dass man mit Alkohol eher vorsichtig sein sollte. Das trifft vor allem auf die Antibiotika zu, die bei Ohrenschmerzen, Halsweh oder starkem Husten verschrieben werden.
Bei den meisten Antibiotika aus der Gruppe der Cephalosporine ist Alkohol kein Problem
Am häufigsten werden aber Medikamente aus der Antibiotika-Gruppe der Cephalosporine verschrieben, die den Wirkstoff Cefuroxim enthalten. In diesen Fällen ist es kein Problem, während der Behandlung ein Glas Alkohol zu trinken.
Was passiert, wenn trotzdem Alkohol getrunken wird?
Viele Patienten wissen jedoch gar nicht, dass die Kombination aus Alkohol und Antibiotika unter Umständen gefährlich werden könnte. Mit welchen Folgen muss man eigentlich rechnen, wenn man sich versehentlich nicht an das Alkohol-Verbot hält?
Im schlimmsten Fall droht ein Kreislaufkollaps
Sehr wichtig ist es, bei einer Behandlung mit Sulfonamiden, Metronidazol oder bestimmten Cephalosporinen keinen Alkohol zu konsumieren. Andernfalls muss man sich auf unerwartete und zum Teil heftige Nebenwirkungen einstellen. Das liegt daran, dass durch die Kombination der Wirkstoffe und Alkohol das Enzym Acetaldehyddehydrogenase im Körper gehemmt wird. Dadurch kann der Alkohol, der in Bier, Wein und Sekt enthalten ist, nicht mehr so gut abgebaut werden.
Unter Umständen führt das zu dem sogenannten Acetaldehydsyndrom, sprich zu einer Alkoholunverträglichkeit. Sie äußert sich durch verschiedene Symptome:
- Übelkeit
- Erbrechen
- Durchfall
- Kopfschmerzen
- Hautrötung im Bereich von Kopf und Nacken
- Herzklopfen
- Schwindel
- Bläuliche Verfärbung der Haut und der Schleimhäute
- Kreislaufabfall
Im schlimmsten Fall kann der komplette Kreislauf kollabieren. Mediziner raten daher bei den genannten Antibiotika dringend davon ab, während der Behandlung Alkohol zu konsumieren. Einige Tage nach der Therapie sind Schnaps, Bier und Wein dann aber wieder erlaubt.
Der Alkohol wirkt stärker, die Antibiotika weniger
Doch auch bei anderen Antibiotika sollte am besten vollständig auf Alkohol verzichtet werden. Denn ebenso wie die antibiotischen Medikamente wird auch der Alkohol in der Leber abgebaut. Mit dem Abbau der beiden Stoffe zur selben Zeit ist die Leber jedoch überfordert, sodass entweder die Wirkung des Alkohols verstärkt oder die Wirkung der Antibiotika herabgesetzt wird.
Das gilt nicht nur bei den oben genannten problematischen Antibiotika, sondern generell bei allen antibiotischen Medikamenten. Dies ist auch der Grund, warum viele Ärzte von dem Konsum von Alkohol abraten, wenn aktuell eine Antibiotika-Therapie durchgeführt wird. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, hält sich also generell an das Alkohol-Verbot, um seine Gesundheit zu schonen.
Weitere Tipps und Hinweise zur Antibiotika-Therapie
Es gibt noch einige weitere Aspekte, die man bei der Einnahme von antibiotischen Medikamenten beachten sollte. Dazu gehören zum Beispiel:
- Auch Sport sollte während einer Antibiotika-Therapie vermieden werden, damit sich der Körper voll und ganz auf die Genesung konzentrieren kann. Eine leichte Bewegung an der frischen Luft ist aber in Ordnung.
- Insbesondere Antibiotika der Tetrazyklin-Gruppe und die sogenannten Gyrasehemmer sollten nicht in Verbindung mit Milch, Käse, Quark oder anderen Milchprodukten eingenommen werden, da sie sich mit dem Kalzium dieser Lebensmittel verbinden und dadurch ihre Wirkung verlieren. Man sollte während einer Behandlung mit diesen Antibiotika daher Milchprodukte aus der Ernährung streichen, um schnell gesund zu werden.
- Durch die Einnahme eines Antibiotikums kann die Wirkung der Pille herabgesetzt werden. Um eine Schwangerschaft zu vermeiden, sollten daher zusätzliche Verhütungsmittel verwendet werden.
Generell gilt zudem, dass antibiotische Medikamente behutsam eingesetzt werden sollten. Die hochdosierten Arzneimittel, die Bakterien abtöten, dürfen nicht bei jeder kleinen Infektion oder gar Erkältung eingenommen werden, da sich andernfalls Resistenzen bilden. Man sollte es seinem Arzt mitteilen, wenn man erst kürzlich ein Antibiotikum verschrieben bekommen hat und lieber zweimal fragen, ob es unumgänglich ist, schon wieder ein solches Medikament zu nehmen.
Fazit: Alkoholkonsum bei Antibiotika-Einnahme meist in Ordnung, aber nicht sinnvoll
Die meisten Menschen, die ein Antibiotikum einnehmen müssen, können trotzdem ein Glas Wein oder Sekt genießen. Dennoch sollte man es mit dem Alkohol natürlich nicht übertreiben, schließlich ist der Körper durch die oft schweren Krankheiten ohnehin geschwächt, sodass er empfindlicher auf Alkohol reagiert.
Auch wer sonst große Mengen an Alkohol verträgt, wird in Verbindung mit der Einnahme von solchen Medikamenten schneller beschwipst und müde sein. Wenn man sich nicht sicher ist, ob sich das verschriebene Antibiotikum mit Alkohol verträgt, sollte man nicht zögern, bei seinem Arzt, Apotheker oder im Beipackzettel genauere Informationen einzuholen.
Artikelbild: © Blackregis / Shutterstock
Schreibe einen Kommentar