Mit der Hyposensibilisierung, die auch gerne als Immuntherapie beschrieben wird, können Allergien langfristig behandelt werden. Dabei ist das Ziel, das Immunsystem an die allergieauslösenden Stoffe zu gewöhnen. Auf diese Weise kann auch der Verlauf der allergischen Erkrankungen beeinflusst werden.
Ursachen – Wann kann eine Hyposensibilisierung durchgeführt werden?
Mittlerweile leiden immer mehr Menschen an einer Allergie. Vor allem die Allergien, die durch Pollen, Schimmelpilze oder Hausstaubmilben verursacht werden, können auf diese Weise sehr gut behandelt werden. Eine Hyposensibilisierung ist beispielsweise dann sinnvoll, wenn:
- eine nachgewiesene allergische Reaktion von Soforttypen vorliegt und nach dem Kontakt direkt allergische Beschwerden auftreten
- der Allergieauslöser sich nicht vermeiden lässt und die Allergie auch mit Medikamenten nur schwer zu behandeln ist
- der Betroffene stark unter der Reaktion leidet der Betroffene älter als fünf Jahre ist
- der Nutzen der Therapie höher ist, als das Risiko
Es gibt aber eben auch Gegenanzeigen, bei denen eine Hyposensibilisierung nicht angewendet werden sollte. In jedem Fall ist vor einer solchen Therapie ein Arzt zu konsultieren. Generell sollte die Hyposensibilisierung nicht angewendet werden, wenn:
- der Patient unter Asthma leidet, das durch die Behandlung nicht ausreichend kontrolliert werden kann
- der Patient unter schweren Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems leidet
- der Patient schwere Betablocker einnimmt
- schwere Autoimmunerkrankungen und Immundefekte vorliegen
- aktuelle Krebserkrankungen vorhanden sind
- eine Schwangerschaft besteht
Symptome einer Allergie – Die Wichtigkeit der Hyposensibilisierung
Bei den Allergikern reagiert das Immunsystem überempfindlich auf die Allergene. Dabei handelt es sich um harmlose Stoffe aus der Umwelt. In vielen Fällen handelt es sich hierbei um Eiweißstoffe (Proteine) aus den Pollen, Schimmelpilzsporen, Tierbestandteile oder Nahrungsmittel. Die Soforttyp-Allergie (Typ-I-Allergie) kennzeichnet sich dadurch, dass der Körper gegen diese Allergene Abwehrstoffe – Antikörper oder Immunglobuline der Klasse E, kurz IgE bildet. Diese befinden sich auf der Oberfläche bestimmter Immunzellen. Kommt es zu einem erneuten Kontakt, werden die Allergene vom IgE erkannt und verklumpt. Nun werden die Mastzellen aktiv und schütten Botenstoffe aus. Dazu gehört zum Beispiel Histamin.
Anschließend binden sich die Botenstoffe an Gefäß-, Nerven- und Muskelzellen und es kommt zu den typischen Allergiereaktionen, wie Schnupfen, Juckreiz oder Atemnot. Durch zusätzlich angelockte Immunzellen werden die allergischen Entzündungen noch gesteigert und es folgt eine chronische Erkrankung. Auf diese Weise kommt es nicht selten auch zu Asthma. Durch die Hyposensibilisierung werden Veränderungen im Immunsystem vorgenommen. Dabei spielen die T-Zellen eine wichtige Rolle. Sie sind schließlich die Polizeitruppe des Immunsystems. Bei einer Allergie reagieren aber einige T-Zellen einfach zu heftig und müssen wieder zur Toleranz erzogen werden.
Diesen Job übernehmen die regulatorischen T-Zellen. Es werden dann große Mengen an zusätzlichen Antikörper gebildet. Sie gehören zu IgG4-Klasse und neutralisieren die Allergene. Auf diese Weise können sich die Entzündungszellen beruhigen und es werden weniger Botenstoffe freigesetzt. Die allergischen Symptome und auch die zunehmenden Medikamente werden reduziert. Allergiker können auf diese Weise länger beschwerdefrei sein.
Die Diagnose
Die Diagnose der Allergie wird in den meisten Fällen durch den Hausarzt gestellt. Dieser wird dann selbst die Hyposensibilisierung durchführen oder den Patienten an einen entsprechenden Kollegen überweisen.
Die Durchführung einer Hyposensibilisierung
Nach einer gründlichen Anamnese und Befragung führt der Arzt einen Allergietest auf der Haut durch und findet heraus, auf welche Stoffe der Patient sensibilisiert ist. Dann wird die Hyposensibilisierung in zwei Bereiche unterteilt. Zuerst einmal die Anfangsbehandlung (Steigerungsphase) und Erhaltungstherapie. In dieser Phase spritzt der Arzt einmal in der Woche oberhalb des Ellenbogens Allergenextrakt unter die Haut (subkutan).
Von Woche zu Woche wird dabei die Allergendosis bis zu einer Maximalmenge gesteigert. Wird die Therapie vom Patienten ohne Nebenwirkungen vertragen, beginnt die zweite Phase der Hyposensibilisierung – die Erhaltungstherapie. Von nun an wird einmal im Monat die Maximallösung gespritzt. Das Immunsystem soll sich an das Allergen gewöhnen. Die Immuntherapie läuft klassischer Weise drei Jahre. Darüber hinaus gibt es aber auch die „präsaisonale“ Immuntherapie. In diesem Fall werden nur einige Spritzen vor der Pollenflugsaison injiziert. Auch dieses Verfahren wird mindestens dreimal wiederholt. Also, einmal im Jahr.
Welche Risiken und Nebenwirkungen gibt es?
Es kann nach einer Injektion an der Einstichstelle zu einer allergischen Reaktion kommen. Diese kann sich in Juckreiz, Rötungen oder Schwellungen äußern. Meist klingt diese Reaktion aber nach einiger Zeit wieder von alleine ab. Damit die Nebenwirkung besser ertragen werden kann, kann eine Kühlung Linderung verschaffen. Darüber hinaus kann es in vereinzelten Fällen zu allergischen Allgemeinreaktionen kommen. Dazu gehören: Nesselsucht oder Asthma bronchiale. Auch ein allergischer Schock ist möglich. Aufgrund der Nebenwirkungen muss der Patient mindestens eine halbe Stunde nach der Injektion noch zur Überwachung in der Praxis des Arztes bleiben.
Artikelbild: © Dragon Images / Shutterstock
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