Dokumentenfälscher hatten es bislang noch relativ einfach. Haben sie ein Dokument gefälscht, indem sie etwa einzelne Passagen verändert oder sogar ein komplettes Dokument nachgedruckt haben, war bislang eine spezielle chemische oder spektroskopische Untersuchung notwendig, um den Fälschern ihren Betrug nachzuweisen. Doch mittlerweile gibt es offenbar eine deutlich einfachere Möglichkeit, gegen Dokumentenfälscher vorzugehen. Denn russische Forscher haben entdeckt, dass die winzig kleinen Partikel, aus denen das Tonerpulver eines Laserdruckers besteht und mit denen Dokumente gedruckt werden, so manches zu verraten haben, von dem bislang niemand etwas geahnt hatte.
Russische Physikerin macht zufällige Entdeckung
Dr. Anna Semisalova ist Physikerin und als Expertin für Magnetometrie bekannt. Die Magnetometrie befasst sich mit der Vermessung magnetischer Eigenschaften von verschiedenen Materialien. Dr. Semisalova hatte sich in den vergangenen Jahren an der Moskauer Lomonossow-Universität intensiv mit der Untersuchung von Halbleitern beschäftigt. Sie war es schließlich, der die interessante Entdeckung zugeordnet werden kann. Bislang untersuchte die Physikerin zahlreiche Materialproben auf ihre magnetischen Eigenschaften. Doch meist zeigten diese nur schwache bis sehr schwache Ergebnisse. Irgendwann, so Dr. Semisalova, habe sie die Neugierde gepackt, einfach auch mal etwas ganz Neues auszuprobieren. So kam es, dass sie unter anderem von einem mit einem Laserdrucker bedruckten Blatt Papier einen Buchstaben ausgeschnitten und diesen nur wenige Millimeter kleinen Papierschnipsel untersucht hatte.
Mehr oder weniger zufällig untersuchte sie also diesen Buchstaben „o“ auf seine magnetischen Eigenschaften. Dabei stellte sich heraus, dass von diesem ein sehr starkes ferromagnetisches Signal ausging. Niemals hätte die Forscherin erwartet, ein solches Ergebnis zu erhalten – nicht bei einem Ausdruck aus einem Laserdrucker.
Nachdem die Forscherin nun also ein überraschendes Ergebnis erhielt, untersuchte sie schließlich weitere Textproben von Ausdrucken von vielen weiteren Laserdruckern ihrer Universität, bei denen es sich unter anderem um Modelle von Hewlett Packard, Lexmark oder Canon handelte, aber auch um Geräte anderer Hersteller. Nach weiteren Tests stellte sich heraus, dass jeder Drucker eine entsprechende ferromagnetische Signatur aufwies. Allerdings wies jeder Druckerhersteller und sogar jeder Druckertyp ein anderes Muster auf – die Messkurve hatte sich von Modell zu Modell deutlich unterschieden. Dies lässt durchaus Rückschlüsse darauf ziehen, dass es möglich ist, ein Dokument stets einem bestimmten Drucker zuweisen zu können.
Magnetitpartikel im Tonerpulver wie ein Fingerabdruck
Grund für die ferromagnetischen Eigenschaften der Ausdrucke eines Laserdruckers sind die großen Mengen Eisenoxid, die sich im Tonerpulver befinden und immerhin bis zu 40 Prozent ausmachen können. Da jeder Hersteller eine andere Zusammensetzung verwendet, teilweise sogar vom einen zum anderen Druckermodell, ist auch das ferromagnetische Signal stets ein anderes.
Eben diese Magnetitpartikel im Tonerpulver sind dafür verantwortlich, dass der Toner beim Drucken von der statisch aufgeladenen Bildtrommel genau dort angezogen wird, wo sich später der Ausdruck auf das Papier übertragen soll. Während des Druckvorgangs werden diese Partikel jedoch nicht aus dem Tonerpulver entfernt, sondern verbleiben dauerhaft darin und bilden damit eine Art Fingerabdruck für jeden Ausdruck, der mit dem entsprechenden Druckermodell angefertigt wurde.
Entdeckung könnte Forensik revolutionieren
Dr. Semisalova ist sich sicher, dass die Magnetanalyse von Dokumenten deutlich schneller Anhaltspunkte über die Echtheit eines Dokumentes liefern könnte, als es bislang von Forensikern durch chemische und spektroskopische Untersuchungen zu erwarten ist. Denn die Analysen, die bis dato aufgewendet werden mussten, waren deutlich aufwendiger. Jede einzelne Probe musste vorerst entsprechend präpariert werden. Da erscheint es doch deutlich einfacher, die ferromagnetische Spur des Toners zu analysieren und auszuwerten.
Sobald nun also der Verdacht bestehen sollte, dass ein Dokument nachträglich oder sogar von Grund auf gefälscht wurde, könnte man mit dem neuen Verfahren aus der Lomonossow-Universität ganz schnell prüfen, ob besagtes Dokument nun echt ist oder gefälscht, indem die Signatur des Toners mit der des Druckers, von dem das Original stammt, verglichen wird. Sobald dieser ferromagnetische Fingerabdruck erheblich abweicht, gilt der Verdacht der Dokumentenfälschung als erhärtet oder sogar als bestätigt. Die Möglichkeit, dass ein Dokumentenfälscher dabei darauf achten würde, einen Toner sowie ein Druckermodell zu verwenden, wie diese bei Original verwendet wurden, dürfte wohl denkbar gering sein.
Artikelbild: © BortN66 / Shutterstock
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