Kaum eine Hosenart hat sich jemals so oft neu erfunden wie die Jeanshose. Sie hat nicht nur in den Färbungen eine imposante Karriere gemacht, sondern auch durch diverse Schnitte ihre Variationsbereitschaft bewiesen. Ganze Modewellen sind durch die Jeans geprägt worden. Diese war erst eine reine Arbeitshose. Dass die Jeanshose einen solchen Welterfolg hinlegen würde, hätte damals niemand gedacht.
Die Formensprache der Jeansmoden
Die Jeanshose ist längst ein Kultobjekt. Übrigens ist sie auch ein Kunstobjekt, denn der Künstler Ian Berry alias „Denimu“ macht daraus wundervolle gegenständliche Kunstwerke. Designfragen waren bei allen Jeansformen mit im Spiel. Zunächst war es die Worker-Jeans, die als Latzhose daher kam. Später ließ man den Latz weg und entwarf dafür Hammerschlaufen und besser zugängliche Taschen. Die Five-Pocket-Jeans wurde zum Klassiker. Man konnte und kann sie mit Knöpfen oder Reißverschluss am Hosenschlitz kaufen. Die Jeansshorts revolutionierte die Mode ebenso wie die Schlaghose, bei der man einen farbigen Keil in seine Jeans nähte. Die Schlaghose kennzeichnete die Siebzigerjahre.
Die Baggy-Jeans hält sich seit den Achtzigern hartnäckig. Subkulturen definierten sich schon immer über die Jeansform. Die britischen „Mods“ trugen bevorzugt eng geschnittene Röhrenjeans mit umgekrempelten Beinen. Die Punks zerschnitten ihre Jeans und verzierten sie mit Sicherheitsnadeln. Die Damenwelt erlag der schmalen Karottenform oder der tief geschnittenen Hüftjeans. Nicht alles sah an jedem gut aus, aber die wechselnden Jeansmoden sprachen fast jeden an. Je nachdem, womit man sich identifizierte, konnte man seinen Jeansstil wählen. Die Jeans konnte als Minishorts, Flickenhose oder Bermudahose getragen werden. Sie konnte problemlos als Cargohose gestaltet werden oder mit einer Flanellfütterung zur warmen Winterhose werden. Kult war es eine Zeit lang in bestimmten Kreisen, die Jeans verkehrt herum anzuziehen. Mode und Antimode lagen bei der Jeans immer nah beieinander. Keine andere Hosenform hat die Modewelt so beeinflusst.
Farben und Formen wechseln
Die künstliche ausgeblichene Jeans macht immer mehr Menschen in Billiglohn- und Entwicklungsländern krank. Jeanshosen kommen heute in vielen Färbungen und Schnitten in den Handel. Von der Billigmarke bis zur teuren Designerjeans ist alles zu haben. Unterschiede in der Qualität sind nicht immer auszumachen. Ein neuer Trend ist der „Slim Fit“. Ein anderer Trend ist das „Up-Cycling“ von Jeans. Statt eine alte Jeans wegzuwerfen, veredelt man sie. Manche Modemacher haben sich darauf spezialisiert, aus solchen Jeans künstlerische Unikate zu machen. Sie bringen Applikationen oder Strass-Steine, Zier-Flicken und Stickereien auf. Die olle Flickenjeans, die man selbst gestaltet hat, hat nichts mit solchen Kunstwerken zu tun. Für ein Jeans-Unikat zahlen Prominente gerne mehrere hundert Dollar.
Die Jeans-Stretchhose hat sich gut gehalten, hat aber ihre Form gewandelt. Zunächst kam sie als knallenge Röhrenjeans in die Regale. Das sah nicht immer gut aus. Das focht aber die Träger dieser Jeans-Form nicht immer an. Auch Menschen mit Figurproblemen möchten Jeans tragen, gegebenenfalls in Übergrößen. Stretch und eingenähte Gummistrecken im Bund machten es möglich, die Jeanshose der Figur anzupassen. Zu den neuen Trends gehört auch der lässige „Boyfriend Cut“. Jeans mit messerscharfer Bügelfalte gehen für viele gar nicht, gefallen aber anderen. Bei den Damenhosen aus Denim kommen Stickereien, aufgesetzte Zierknöpfe und schick gestylte Vorderfronten zum Tragen. Die Retrojeans nimmt die Moden der Siebziger und Achtziger wieder auf und wandelt sie ab. Die Bermudashorts hat längst Gesellschaft von der Caprihose und der Dreiviertelhose bekommen – selbstverständlich alle aus Jeansstoff. Wie robust dieser ist, entscheidet die Jahreszeit.
Jedem die Seine!
Ob Ihnen der „Comfort Fit“ oder die Westernjeans besser gefällt, ist Geschmackssache. Fakt ist, das die verschiedenen Jeansformen viele Anhänger haben und noch erweiterbar erscheinen. Dass die Jeans formal noch nicht zu Ende gedacht ist, darf man annehmen. Wir dürfen gespannt sein, mit welchen Jeansformen die Designer noch aufwarten.
Artikelbild: © Shvaygert Ekaterina / Shutterstock
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