Manche brauchen Löcher, andere werden nur geklemmt. Sie hängen, stecken oder weiten: Es gibt unzählige Arten, wie das Ohr eines Menschen geschmückt werden kann. In manchen Kulturen haben Ringe an und im Ohr spirituelle Bedeutungen, in den westlichen Zivilisationen ist es zumeist nur die Vervollständigung von verschiedenen Outfits. Männer und Frauen tragen sie und der eine oder andere nutzt Ohrschmuck, um seine Individualität auszudrücken. Die Möglichkeiten sind hier schier unbegrenzt – Schmuck an den Ohren unterscheidet sich in Material, Art, Form, Modell und letztendlich auch im Preis. Erlaubt ist, was gefällt!
Gold, Silber oder Plastik – die unterschiedlichen Materialien
Schmuck ziert das menschliche Ohr bereits seit Jahrtausenden. Heutzutage sind die Ohrringe die weitverbreitete Variante. Sie werden häufig aus Metall, Kunststoff, Glas, Schmucksteinen und Perlen gefertigt. Aber auch Knochen und Holz sind Materialien, aus den Ohrschmuck bestehen kann. Die Modewelt unterscheidet dabei vor allem für Damen zwischen Modeschmuck und wertvollen Ohrringen. Von 1,99 Euro bis in die hohen Tausender ist im Preis alles möglich. Während die billige Variante oft mit Nickel angereichert ist, bestehen teure Schmuckstücke aus Gold oder Silber und sind mit verschiedenen Schmucksteinen besetzt. Diamanten und Co finden sich heutzutage nicht nur an den Ringfingern der Damen. Die Perlenvariante gilt als zeitloser Klassiker und wird meist als Geschenk für die Dame des Herzens gewählt. Vor allem in den alternativen Kreisen sind Kunststoffe, wie beispielsweise Plastik weit verbreitet.
Die unterschiedlichen Klassiker: Stecker, Kreolen & Co
In der klassischen Modewelt wird zwischen zwei generellen Modellen unterschieden: den Ohrhängern und den Ohrsteckern. Letztere sind Stifte, die durch das Ohrläppchen gesteckt werden und dahinter mit einem Stecker auf dem Stift festgehalten werden. Das Schmuckstück der Vorderseite kann völlig unterschiedlich gestaltet werden: als Perle, Kristallstern oder Symbol – von Totenköpfen bis hin zu Musiknoten ist hier alles erhältlich. Die Ohrstecker gelten dennoch als die dezentere und klassischere Variante des Ohrschmucks. Deutlich auffallender sind Ohrhänger. Ob als große Kreolen, längliche Ornamente, ovale Formen mit Perlenbesatz, Federschmuck oder sogar Handys in Miniaturversion – hier gibt es ebenfalls die unterschiedlichsten Modelle. Ohrhänger werden meist nur durch das Loch gesteckt und mit einem kleinen Verschluss hinter dem Ohr gehalten. Ohrhänger gibt es ebenso als Klemmmodelle, die keine Löcher in den Ohrläppchen voraussetzen.
Extravagant: Gitarren, Spikes und weite Ringe in Subkulturen
In manchen Subkulturen strotzt das Ohr nur von Ringen – bis zu 20 Stück können sich in einem befinden, nicht nur im Ohrläppchen, sondern auch im gesamten Knorpel. Politische Gesinnungen, musikalische Vorlieben sowie gesellschaftliche Positionierungen werden damit auf beliebte Art und Weise ausgedrückt. In der Gothic-Szene beispielsweise häufen sich Symbole wie Drachen, Pentagramme oder Skeletts. Punks tragen Spikes und Stacheldraht in den Ohrläppchen, Hardrock- Fans haben Nieten, Motorräder oder sogar Gitarrennachbildung an den Ohren hängen. Für andere ist der Ohrschmuck ein Teil eines Gesamtkonzeptes des sogenannten „Body-Modification“. Hier werden Modelle und Art meist an Tattoos und Piercings an anderen Körperstellen angepasst.
Aber auch große Löcher in den Ohrläppchen sind eine beliebte Variante des Ohrschmucks. Die sogenannten „Flesh Tunnel“ werden auf verschiedene Art und Weise über einen längeren Zeitraum gedehnt: Mittels Dehnstäben, -schnecken oder sicheln. In der Szene wird das oft auch als „Streching“ bezeichnet. Diese Form des Ohrschmuckes ist Jahrtausende alt – bereits die Gletschermumie Ötzi hatte solche Weitungen. Auch Tutanchamun soll welche besessen haben, vor allem in Asien war dieser Schmuck vor Tausend Jahren bereits üblich. In verschiedenen Stammeskulturen sollten durch die weiten Löcher in den Ohrläppchen die Damen für andere Stämme unattraktiv gemacht werden. In anderen entwickelte sich dieser Schmuck zu Schönheitsideal und hat den Sprung in die heutige Zivilisation geschafft.
Ohrschmuck ist kein weibliches Monopol
Nicht nur Frauen trugen und tragen Ohrschmuck: Krieger wurden in den verschiedensten Kulturen damit ausgezeichnet. In der Antike war der Ohrschmuck ein Teil der Tracht. Rembrandt porträtierte sich selbst mit einem Ohrring und auch Abbildungen von Shakespeare zeigen einen goldenen Ring im Ohr. Achtung Männer aufgepasst: Auch wenn der Ohrschmuck nicht nur den Damen vorbehalten ist, sollten männliche Zeitgenossen ein wenig auf die Bedeutung von Ohrringen achten. In den Siebziger Jahren verbreitete sich dieses Zeichen vor allem in der Homosexuellen Szene: Ein Ohrring im rechten Ohrloch zeigte ihre sexuelle Gesinnung – links stand für heterosexuell.
Heutzutage sind Ohrringe bei Männern keine Ausnahme mehr. Vor allen in den jugendlichen Subkulturen finden sich sowohl Männer als auch Frauen mit dem gleichen Ohrschmuck. Der Zeichencharakter hat weitestgehend seine Bedeutung verloren. Gedehnte Ohrlöcher und Ringe sind keine Seltenheit mehr und finden sich nicht nur bei Rockstars oder Fußballer – der Mann von nebenan trägt ihn ebenso wie die Frau von Welt.
Artikelbild: © BlueSkyImage / Shutterstock
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