Die Torlinientechnik hat bereits im Fußball für Probleme gesorgt. Das neuste Opfer ist die aktuell laufende Handball-WM der Frauen. In Dänemark wurde eine Regel überraschend geändert.
Die Torlinientechnik Hawk Eye feierte in der Bundesliga im August seine Premiere (sport1.de berichtet). In der 28. Spielminute konnte der Schiedsrichter nicht entscheiden, ob ein auf der Torlinie herumspringender Ball als Punkt gewertet werden sollte.
Zu einer ähnlichen Situation kam es beim Spiel zwischen Südkorea und Frankreich bei der WM 2015 in Dänemark. Hyun-Ji Yoo schmetterte einen Ball Richtung Tor. Dieser traf die Unterkante der Torlatte und sprang mehrmals von der Torlinie zurück zur Latte. Die beiden isländischen Schiedsrichter riefen den Videoschiedsrichter an, um zu entscheiden, ob ein Tor gefallen war oder nicht. Die Folge ihrer Entscheidung war im Fernsehen nicht zu sehen, da sie erst nach dem Spiel bekannt wurde.
Schiedsrichter ausgeschlossen, Torlinientechnik abgeschafft
Bei der Männer-WM in Katar kam ein Offizieller des Turniers zum Einsatz, der sich die fragliche Szene auf einem Monitor ansah. Es handelt sich folglich nicht um die aus dem Fußball bekannte Torlinientechnik.
Bei dem Spiel zwischen Südkorea und Frankreich wurde dem Verantwortlichen lediglich der zweite Abpraller zugespielt, weshalb das Tor für ungültig erklärt wurde. Eine spätere Analyse bewies, dass der Ball beim ersten Abprall hinter der Torlinie landete. Da das Spiel mit 22 zu 22 endete, verlor Südkorea ungerecht das Spiel.
Gemäß den Turnierregeln darf ein Spielergebnis nicht im Nachhinein korrigiert werden, auch wenn Fehler während dem Spiel unterliefen. Als Trost wurden die beteiligten Schiedsrichter von der WM entlassen, wobei diese Maßnahme den Spielerinnen keinen Gefallen tut.
Wie ein Fehler das Klassement beeinflusst
Das Spiel zwischen Südkorea und Frankreich fand am zweiten Spieltag (7. Dezember 2015) statt. Frankreich gewann zuvor gegen Deutschland (30:20), Südkorea spielte unentschieden gegen Brasilien (24:24). Ein Sieg hätte Südkorea auf eine Spitzenposition gebracht. Stattdessen sicherten sich die Spielerinnen nur ein weiteres Unentschieden.
Durch den Sieg gegen Kongo am achten Dezember (35:17) und den Verlust gegen Deutschland zwei Tage später (40:28) befinden sich Deutschland und Südkorea mit vier Punkten auf Platz drei und vier. Deutschland hat ein besseres Torverhältnis. Laut den Quoten im Internet haben sowohl Deutschland als auch Südkorea große Chancen, ihre nächsten beiden Konkurrenten zu schlagen. Deutschland spielt gegen Kongo, Südkorea gegen Argentinien. Das Problem ist die Tordifferenz, die Südkorea selbst bei einem großen Gewinn kaum aufholen kann.
Ohne das Unentschieden gegen Frankreich würde die Rangliste der Gruppe C wie folgt aussehen:
Rang | Team | Spiele | Gewonnen | Unentschieden | Verloren | +/- | Punkte |
---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | Brasilien | 4 | 3 | 1 | 0 | 97–75 | 7 |
2 | Frankreich | 4 | 2 | 1 | 1 | 101–9 | 6 |
3 | Südkorea | 4 | 2 | 1 | 1 | 110–103 | 5 |
4 | Deutschland | 4 | 2 | 0 | 2 | 114–95 | 4 |
5 | Argentinien | 4 | 1 | 0 | 3 | 67–91 | 2 |
6 | Kongo | 4 | 0 | 0 | 4 | 59–113 | 0 |
Frankreich spielt in der letzten Runde gegen Brasilien, dem Tabellenführer. Ein Verlust Frankreichs hätte Südkorea, wenn das Team in der letzten Runde gegen Argentinien gewinnen würde, auf den zweiten Platz befördern.
Durch den Fehler des Systems sind sowohl Brasilien als auch Frankreich bereits für die nächste Runde qualifiziert. Sie spielen nur noch um den ersten Platz. Deutschland kann sich aufgrund des guten Torverhältnisses von Frankreich nicht mehr auf den zweiten Platz positionieren. Südkorea darf die letzte Runde nicht verlieren, ansonsten tritt das Team dem President’s Cup bei. Mit einem Unentschieden sichern sich die Südkoreanerinnen einen Platz unter den letzten 16 Mannschaften.
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