Die Klimaschutzpolitik ist nach wie vor in aller Munde und Deutschland hat sich diesbezüglich hohe Ziele gesetzt. Der im November 2016 beschlossene Klimaschutzplan 2050 legt sämtliche erforderliche Maßnahmen für das Erreichen der langfristig gesetzten Klimaziele Deutschlands fest. Um diese Ziele zu erreichen, spielt besonders die Energiewirtschaft eine große Rolle: Strom muss auf lange Sicht nahezu vollständig aus erneuerbaren Energien erzeugt werden, um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren.
Photovoltaik und Umwelt
Nach Einschätzungen der Internationalen Energieagentur wird die Solarenergie ab dem Jahr 2060 bis zu ein Drittel des globalen Energieverbrauchs decken. Deutschlandweit gibt es bereits hunderte von Solarparks, die meisten der größeren Solaranlagen befinden sich im Freistaat Bayern. In Weesow-Wilhelmsdorf (Brandenburg) soll 2020 der größte Solarpark Deutschlands erbaut werden mit insgesamt 465.000 Solarmodulen.
Photovoltaik steht für Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit, auch viele Privathaushalte entscheiden sich für diese sinnvolle und lohnenswerte Investition, um sich selbst mit Strom versorgen zu können. Es stellt sich jedoch die Frage, wie sich die Ausbreitung von immer mehr Solaranlagen auf die Umwelt und die Artenvielfalt auswirkt. Eine Studie des Bundesverbands Neue Energiewirtschaft (bne) kommt zu dem Ergebnis, dass sich Solarparks positiv auf die Biodiversität auswirken und die Artenvielfalt sogar fördern können.
Mögliche positive Auswirkungen
Der Bundesverband Neue Energiewirtschaft hat in seiner Studie „Solarparks – Gewinne für die Biodiversität“ die Vegetation und Fauna von 75 Solarparks in ganz Deutschland ausgewertet. Die Untersuchungen ergaben, dass Solarparks bei naturverträglicher Ausgestaltung einen deutlich positiven Effekt auf die Artenvielfalt haben können:
- Die unter den Solarpanels liegende Vegetation kann sich frei entwickeln.
- Zahlreiche Vögel bauen Nistplätze unter den Solarmodulen.
- Der Platz im morgendlichen Tau unter den Solarmodulen wird von vielen Amphibien bevorzugt.
- Die Solarflächen sind teilweise Quellbiotope für seltene Pflanzen.
- Die besonnten Zwischenräume der Solarmodule fördern eine erhöhte Arten- und Individuendichte.
- In Solarparks wurde eine erhöhte Besiedlung mit Insekten, Reptilien, Eidechsen sowie Brutvögeln nachgewiesen.
- Werden beispielsweise Schafe in Solarparks gehalten zur Kurzhaltung der Wiese, entsteht ein Flächen- und Strukturmosaik mit feuchten und trockenen Stellen sowie niedrigem und hohem Bewuchs, was zahlreiche Lebewesen anlockt.
- Nachweislich wurden in Solarparks sogar schon vom Aussterben bedrohte Heuschreckenarten gefunden.
Weiterhin muss auch erwähnt werden, dass durch Solarmodule keine fliegende Lebewesen, wie zum Beispiel Insekten oder Vögel, verletzt oder sogar getötet werden können, wie es bei Windkraftanlagen durch die Rotorblätter durchaus vorkommen kann.
Mögliche negative Auswirkungen
Immer mehr Arten sterben aus – sei es durch den Klimawandel, den Menschen oder auch eine zu intensive Bewirtschaftung. Auch Solaranlagen können eine negative Auswirkung auf die Natur haben, das Bundesamt für Naturschutz veröffentlichte hierzu sogar einen interessanten Bericht. Nachfolgend einige mögliche negative Auswirkungen von Solarparks:
- Am Lichtspektrum orientierte Insektenarten können irritiert werden, da sie die Anlagen möglicherweise mit Wasserflächen verwechseln.
- Die Umzäunung führt zu unüberwindbaren Barrieren in der Landschaft, zum Beispiel für Mittel- und Großsäuger (Wolf, Biber, Rotwild).
- Durch die regelmäßige Wartung der Anlagen durch den Menschen können sich einige Lebewesen gestört fühlen.
- Lebensräume, Niststätten oder Rastplätze können verloren gehen.
- Die Landschaft wird durch den Bau eines Solarparks verändert und kann somit den Lebensraum verschiedener Arten beeinträchtigen.
- Die Verschattung des Bodens durch die Solarpaneele kann eine Änderung der Wasserversorgung des Bodens hervorrufen.
Fazit
Um die Ziele des Klimaschutzplans 2050 zu erreichen, werden immer mehr Solarparks in Deutschland gebaut. Viele stellen sich die Frage, wie sich der Bau von solchen teilweise riesigen Anlagen mit der Umwelt verträgt. Eine Studie des bne hat nun Klarheit geschaffen: Es ist durchaus möglich, in Solarparks ein stabiles Ökosystem mit einem ausgeglichenen Boden-Wasser-Haushalt zu schaffen, welches einen natürlichen Lebensraum für zahlreiche Lebewesen bietet. Diese Grünlandflächen spielen eine wichtige Rolle beim Erhalt der Biodiversität. Die Errichtung neuer Solarparks dient somit zwei Zwecken – dem Erhalt der Artenvielfalt sowie der Erzeugung erneuerbarer Energie.
Artikelbild: Noofoo Media / Bigstock.com
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