Körper reinigen, Geist entspannen und gleichzeitig mit Freunden und Gleichgesinnten kommunizieren – das sind die Eigenschaften des Hamam. Keine andere Wellness-Anwendung vereint diese drei Punkte miteinander.
Der Hamam, auch Hammām geschrieben, ist ein traditionelles orientalisches Bad, dessen Besuch früher zum Alltag der Bevölkerung gehörte. Zur damaligen Zeit sprachen die Bürger im Badehaus über private Themen aber auch über Politik und Geschäftliches. Heute dient der Hamambesuch der Entspannung und Erholung nach einem anstrengenden Tag aber auch zur generellen Reinigung von Körper und Seele.
Die Geschichte des orientalischen Klatschtempels
Die sich über Jahrtausende entwickelte Hamamkultur besitzt ihren Ursprung im Orient. Die Römer entwickelten die antike Badekultur der Griechen weiter. Mittlerweile reicht die türkische Badekultur 800 Jahre zurück. Die ersten Hamams entstanden allerdings in Anatolien, wo es auch heute noch die schönsten Badetempel der Welt gibt. Deren Geschichte basiert auf einem schamanischen Ritual, welches aus einer Reinigung, dem Schwitzen und einer Massage besteht. Dieses Ritual passte zum strengen islamischen Reinlichkeitsgebot, wodurch es sich in dieser Welt etablierte. Durch den Einfluss des Islams wurde die gesellschaftliche Relevanz dieses Dampfbades als Kommunikationszentrum noch stärker betont. In Istanbul und Mittelanatolien werden die Bäder weiterhin traditionell genutzt. Auch in Griechenland, Ungarn und Spanien sind zahlreiche schöne Hamas zu finden.
Der Ablauf in einem Hamam
Am Empfang eines Hamams kann man sich in der Regel Handtücher sowie das Pestemal, ein kariertes Hüfttuch, ausleihen. Viele regelmäßige Hamam-Besucher bringen ihre eigenen Utensilien mit. Nachdem man sich umgezogen hat, geht es in den Hamam. Das Dampfbad ist ein runder Raum. In dessen Mitte ist eine heiße Liegefläche, der Nabelstein, vorzufinden. Rund um den Nabelstein befinden sich eingelassene Nischen mit Wasserbecken. Dort sitzt man mit Freunden, Bekannten und anderen Besuchern und gießt sich mit der Tas, einer verzierten Metallschale, heißes Wasser über den Körper. Dieser Prozess lässt den Körper schwitzen, wodurch man entschlackt und sich reinigt. Anschließend kann man sich in der Mitte des Raumes hinlegen und sich ausruhen.
Neben dieser Basisanwendung bucht man separat zwei traditionelle Anwendungen:
- Kese: Ein kräftiges Ganzkörperpeeling, bei dem man mit einem Handschuh aus Rohseide massiert wird. Dadurch werden (erschreckend viele) Hautschuppen entfernt und abgespült.
- Seifenmassage: Nach der vorigen Ganzkörperreinigung folgt die Seifenmassage. Der Körper wird mit großen Schwämmen eingeseift. Es folgt eine Ganzkörpermassage und der Körper wird abschließend mit Wasser übergossen.
Nach diesen beiden Anwendungen geht es zurück ins Dampfbad. Je nach mitgebrachten Pflegeprodukten kann man nun sein Reinigungsritual fortführen.
Einen guten Hamam finden
Viele deutsche Hamams haben sich leider der westlichen Vorstellung eines Wellnessprogramms angepasst. Folglich steht hier die Wohlfühlatmosphäre im Vordergrund, während die Tradition vernachlässigt wird. Die Deutschen wollen sich entspannen und beachten meist die lange Tradition der dahinterstehenden Kultur nicht. Es ist auch schwierig, diese das Badehaus und Klatschtempel in seiner ursprünglichen Form zu etablieren. Entsprechend haben die meisten deutschen Hamams ihr Angebot auf den deutschen Geschmack abgestimmt. Auf der Suche nach einem Hamam sollte man auf die nachfolgenden fünf Punkte achten:
- Hygiene: Im Hamam wird mit viel Wasser gearbeitet und man liegt fast nackt auf einem heißen Stein, folglich sollten die Anlagen sehr sauber sein.
- Personal: Das Personal sollte sowohl weiblich als auch männlich sein, denn einige Frauen möchten nicht von Männern massiert werden.
- Ausbildung: Die Angestellten sollten eine professionelle Ausbildung hinter sich haben und die Massage nicht als Hobby ausüben.
- Ausstattung: Der traditionelle Hamam hat mehrere Räume mit unterschiedlichen Temperaturen. Auch einen Ruheraum sollte vorhanden sein.
- Intimsphäre: In keinem traditionellen Hamam wird auf das Pestemal, das man sich um die Hüfte wickelt, verzichtet. Diese Intimsphäre sollte gewahrt sein.
Hamam in Deutschland
Der älteste Hamam in Deutschland befindet sich in Kreuzberg. Es wurde in den 1980er Jahren als Teil des Frauenzentrums Schokoladenfabrik eröffnet. Im Vergleich zu einer klassischen Wellnesslandschaft steht die Entspannung nicht alleine im Mittelpunkt, sondern auch die Kommunikation. Aus diesem Grund sollte man ein solches Dampfbad nicht alleine besuchen oder den Kontakt mit Fremden scheuen, denn diese werden mit Sicherheit ein Gespräch suchen.
Neben dem Hamam in Berlin gibt es viele weitere orientalische Dampfbäder in ganz Deutschland, insbesondere in den Großstädten.
Artikelbild: © Kzenon / Shutterstock
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